Ein Motorradtrip durch die USA
Ein Motorradtrip durch die USA
X - USA 2007
This is my old blog I wrote when I was travelling
through the US, Alaska and Europe.
Since photography became more important in my life I try to tell my stories with my pics.
You can find these here or on my facebook page:
https://www.facebook.com/AuroraBearLLC/
and
..but whereever - have fun and enjoy!
Thoughts
Noch zwei Wochen.
Noch zwei Wochen.
Noch 14 Tage.
Noch – ach was weiß ich wie viele Stunden noch – und dann fliege ich nach New York.
Am 26. März um 15.00 Uhr.
Und komme mittags am 21. September wieder zurück.
Wenn alles wie geplant läuft und alles gut geht.
Was ich natürlich hoffe und wovon ich ausgehe, was aber auch nicht unbedingt so sein muss.
Denn ich habe mir vorgenommen mit meinem Motorrad 6 Monate durch den Nordamerikanischen Kontinent zu fahren: von New York nach Florida, diagonal bis nach Alaska hoch, die Westküste bis zur mexikanischen Grenze wieder nach Süden und dann diagonal zurück nach New York.
Was eine Strecke von geschätzten 40.000 km bedeutet.
Einmal um die Welt in einem Kontinent.
Manchmal wird mir schwindelig, in diesem Gefühlsstrudel von Erwartungen und Ängsten, in dem ich in den letzten Wochen kreisel.
Unbändige Freude wenn ich mir Fotos in Reiseführern anschaue, inmitten eines Berges von Straßenkarten meine Route plane oder bei den Klängen von „Summer Wine“ mich mit kilometerlanger Staubfahne durchs Monument Valley fahren sehe.
Zweifel und Bedenken wenn ich daran denke, was alles an einem Motorrad kaputt gehen kann, wie sich wohl 6 Monate alleine anfühlen werden, wenn ich über Unfälle und Verletzungen nachdenke.
Aber so ist das wohl im Vorfeld von Abenteuern.
40.000km.
Mehr als ich bisher überhaupt Motorrad gefahren bin.
Ich habe seit 5 Jahren meinen Führerschein und bin rund 35.000km gefahren. Zwei große Touren habe ich bisher gemacht – einmal um ganz Italien rum und einen 9.000km–Trip durch die Alpen.
Wobei ich mir über das Fahren weniger Gedanken mache, aber ich habe Null Ahnung vom ‚Schrauben’. Beruhigend ist, dass an den heutigen Motorrädern ja nun wenig kaputt geht – und wenn, braucht man eh eine Fachwerkstatt mit allem Drum und Dran, so dass meine Ahnungslosigkeit vielleicht doch nicht so schwer wiegt.
Dafür bin ich gut mit Tape und Leatherman…
Ich tröste mich auch mit dem Gedanken, dass ich natürlich das aller allerbeste Motorrad der Welt habe und ich nächste Woche noch einen ‚Ein-Tages-Crashkurs’ bei meinem Motorradhändler mache, so dass ich vielleicht danach in der Lage bin einen Reifen zu flicken, meinen Luftfilter reinigen zu können (der Staub im Monument Valley!) und ich Lee und Luv unterscheiden kann.
Sofern es das überhaupt an einem Moto gibt…?!
Ansonsten versuche ich einen Mittelweg zu finden, auf fast alles vorbereitet zu sein und meine Ausrüstung dementsprechend zu optimieren und allem weiteren gelassen entgegenzusehen.
Genauso hier zu hause alles gut zu regeln mit Versicherungen, Banken, Post, Telekom, GEZ – was nicht wirklich viel Spaß macht und gefühlsmäßig so wenig mit der eigentlichen Reise zu tun hat.
Und der Rest?
Der wird sich bestimmt ergeben. So wie es bei den anderen Touren auch war. Bei der Italientour war es noch ganz schlimm – was hab ich mir alles anhören müssen – „Du Idiot – mit drei Monaten Fahrpraxis kann man so was nicht machen!“ „Bloß nicht nach Palermo – da wirst Du sofort überfallen!“ „Wo willst Du schlafen?“ „Wie willst Du das mit dem Kochen machen?“ „Was ist mit dem Motorrad?“ … es hat mir die ersten Tage völlig versaut, bis ich mich davon freimachen konnte, loslassen konnte von dem auch mir so gewohnten Sicherheitsdenken und ich offen war für das, was sich täglich neu ergab und ich das Nichtplanbare und doch Funktionierende genießen konnte.
Und so wird es auch jetzt werden.
Wie es schon auf der kleinen Messingtafel an der verwitterten Startrampe der explodierten Apollo 1 Rakete in Cape Canaveral steht:
‚It’s a rough way leading to the stars.’
19.März
20.
„sie ist weg
und ich bin wieder allein allein
jetzt ist sie weg…“ (F4)
Mein Motorrad ist weg.
Ich habe die Maschine heute zum Flughafen gebracht – jetzt endlich hat es so richtig begonnen.
All die ganzen Vorbereitungen der letzten Wochen und Monate sind endlich greifbar geworden.
Gut – es gab auch schon andere kleine steps – den Reisepass mit dem ersehnten Visum darin per Post zu bekommen (was für ein Formularkram inklusive Pflichtbesuch der Amerikanischen Botschaft in Frankfurt!), der Saisonauftakt bei Motorrad Briel, wo die Tour und das Motorrad vorgestellt wurden, die Probefahrt mit vollem Gepäck - (Oh Gott – a Trecker goes USA!)…
…aber das Verladen am Flughafen ist etwas ganz anderes.
Das Motorrad auf der Palette verspannen, die Batterie abklemmen, den Tank kontrollieren, seitenweise Papiere unterzeichnen. Gabelstapler mit Frachtgutpaletten rumpeln um Dich herum, Gepäcktrolleys schnurren voll beladen hell sirrend vorbei, alle paar Minuten startet oder landet ein Flugzeug auf den Rollbahnen nebenan, es stinkt nach Gummi und Kerosin…
…und plötzlich ist es da – das Kribbeln im Bauch, das langsam höher kriecht, Dich tiefer atmen, Dich gerader stehen, Dich immer breiter grinsen lässt.
…jetzt ist sie da - diese unbändige Freude auf das Neue und Unbekannte, die Dein Herz schneller schlagen lässt..
..es hat begonnen!
26.März
27.
All my bags are packed, I’m ready to go
… So kiss me and smile for me
Tell me that you’ll wait for me
Hold me like you’ll never let me go
’cause I’m leaving on a Jet Plane… (John Denver sucks..äh..rules!)
Now I’m leaving..
Oder besser gesagt, jetzt bin ich auch physisch weg, denn in den letzten Tagen hatte ich den Eindruck, dass ich schon nicht mehr so richtig hier bin..
Alles erschien so ein bisschen unwirklich – der Focus „sehe ich jetzt 6 Monate nicht mehr“ rückt Menschen und Dinge in eine ganz andere Perspektive..
Kleinigkeiten, an denen man neulich noch vorbei sah, fallen ins Auge.
Bedeutsamkeiten relativieren sich zu schmucklosem Beiwerk.
Man relativiert sich selbst –
was ist wirklich wichtig an diesem Leben hier?
Wer ist einem wichtig?
Wem ist man wichtig?
Für wen ist man wichtig?
Was wäre, wenn man nicht wiederkäme?
Wie wird es sein, wenn man wiederkommt…?
..’Cause I’m leaving on a jet plane
don’t know how I’ll be back again…
ABSCHIEDSLIED
gestern nacht lag ich noch lange wach
hab darüber nachgedacht,
warum man das, was man am liebsten tut,
so selten einfach macht
ich wollte immer weg von hier
obwohl ich dich so mag
ich träume von der weiten welt
so ziemlich jeden tag
ich hatte immer angst davor,
mir selber zu gestehn
dass es nur eine lösung gibt:
ich muß jetzt endlich gehn
ich weiß nicht, was ich will
ich weiß auch nicht, wohin
ich bin mir nicht mal sicher,
ob ich morgen noch hier bin
ich weiß nicht, wieviel zeit ich hab
egal, was auch geschieht
ich werde an dich denken
dies ist mein abschiedslied
ich hab mich schon so oft gefragt
wohin mein weg wohl führt
jede stunde, jeder tag
hat meine ungeduld geschürt
falls wir uns nicht mehr wiedersehn
wünsch ich dir viel glück
vielleicht komm ich ja irgendwann
sogar hierher zurück
ich weiß nicht, was ich will
ich weiß auch nicht, wohin
ich bin mir nicht mal sicher,
ob ich morgen noch hier bin
ich weiß nicht, wieviel zeit ich hab
egal, was auch geschieht
ich werde an dich denken
dies ist mein abschiedslied
ich weiß jetzt, was ich will
ich geh jetzt endlich los
mein weg wird ziemlich weit sein
denn die welt ist ziemlich groß
ich weiß, dass ich dich liebe
egal, was auch geschieht
ich werd dich nie vergessen
dies ist mein abschiedslied
dies ist mein abschiedslied
(F.Urlaub)
New York – was soll man schon dazu groß schreiben, was nicht schon tausendmal geschrieben wurde?
Hmmm…
New York ist ein bisschen wie Velbert.
Jedenfalls gibt es auch hier fast nur Einbahnstrassen.
Allerdings hat man hier aus den Fehlern aus Velbert gelernt und alle Strassen rechtwinklig angeordnet – bis auf den Broadway – der ist schräg, passt aber auch somit ganz gut zu den Leuten, die sich hauptsächlich darauf bewegen.
Außerdem haben sie hier einfach alle Strassen weitestgehend durchnummeriert und auf verwirrende Straßennamen verzichtet, so dass man sich auch als Ortsfremder direkt super zurechtfindet.
Was den großen Unterschied zu Velbert ausmacht.
Ansonsten ist es auch so ein bisschen wie in Werden.
Also Manhattan.
Denn wenn man an New York denkt, meint man ja fast immer nur Manhattan, was ja eigentlich nur ein Stadtteil von New York ist.
Halt wie Essen und Werden, von dem ja auch manche behaupten, dass es nur ein Stadtteil sei.
Aber da sind sich die Werdener und die Manhattanianer einig – das interessiert uns gar nicht!
Auch ansonsten gibt es viele Ähnlichkeiten.
Die Parks zum Beispiel.
Davon haben Werden und New York ein paar.
Wir machen nur nicht so viel Bohai darum.
Ok, der Central Park hat sogar einen eigenen Zoo – dafür wird die Brehminsel im Frühjahr hin und wieder überschwemmt – dann sieht’s aus wie manchmal in New Orleans – wann war denn bitte der Central Park das letzte Mal komplett geflutet??
Und im Park gegenüber bei mir stehen sogar drei große Steinfiguren – hier steht höchstens eine pro Park rum!
Da müssen die New Yorker noch mal ran und was bauen.
Aber das machen sie hier wohl ziemlich gerne – denn gebaut wird hier überall.
Überall sind Baustellen – ungefähr so viele wie bei uns zu Beginn der großen Ferien auf den Autobahnen Richtung Süden..
Die größte Baustelle ist da, wo einmal das World Trade Center stand.
Da haben sie wirklich was Schönes einfallen lassen und ein so großes Loch gebuddelt, dass man den ganzen Stadtkern von Werden da reinpacken könnte.
Aber etwas ist da anders:
Die arbeiten da so richtig auf einer Baustelle – also nicht wie bei uns, wo einer eine Flasche Bier aufmacht und fünf Mann aufpassen, dass der das auch richtig macht.
Hier stehen ein paar Jungs mit Schüppen in diesem Riesenloch und schaufeln wie die Irren ihre Schubkarren voll, um mal eben kurz Platz für den neben ihnen arbeitenden Riesen-Bagger zu machen, der mit einem Hub seiner Megaschaufel mal eben ein Einfamilienhaus wegbaggert.
Aber egal – danach schüppen die Jungs einfach wieder weiter.
So ist das hier – jeder arbeitet, jeder macht was.
Jeder kauft oder verkauft, schleppt, liefert an, holt ab, verteilt Zettel oder rennt wenigstens geschäftig mit Handy am oder ipod im Ohr durch die Gegend.
Die einzigen, die rumstehen, sind die mit verrenkten Halswirbeln nach oben staunenden Touristen oder die Polizisten und schwerbewaffneten Wachen.
Das macht der New Yorker Polizist gerne – irgendwo in voller Montur mit ner Riesenwumme rumstehen und ernst kucken – You can take a picture of me, but I’m not posing! – was er ja dann doch irgendwie macht.
Aber man fühlt sich schon ganz ungeheuer sicher und beschützt – auch so als Tourist, der sich vor lauter versteckten Brustbeuteln, Geldgürteln und Waden-Reisepass-Haltern kaum noch normal bewegen kann.
Gut – gegen so was wie am 11. September hätten die Jungs trotz ihrer Sturmgewehre und Flammenwerfern auch keine Chance – aber sicherer fühlt man sich trotzdem und gut aussehen tut’s auch.
Vielleicht wär das ja auch noch eine Idee wie man unsere, ein bisschen überflüssig gewordenen Wehrdienstleistenden sinnvoll einsetzen könnte – vor jedem, sagen wir mal Bäcker, einen mit nem G3 hinstellen – super!
Was bei uns in Werden der Bäcker, ist hier der Starbucks – überall ist einer!
Das liegt auch an den rechtwinkligen Strassen.
Dadurch entstehen ja diese so genannten Blocks und jeder Block hat – klar – 4 Ecken.
Und zugegebenermaßen gibt es ja nichts was besser in so eine Ecklage passt, als ein Starbucks. Was also mindestens 4 pro Block macht.
Dazwischen ist dann je nach Blockgröße an allen 4 Seiten noch Platz für McDonalds, Burger King, Whimpys und Subways – gibt’s übrigens auch in Werden!
Das ist gerecht verteilt – jeder ist mindestens einmal pro Block vertreten – sozusagen der Monopoly-Sozialismus – alle haben eine Filiale in vergleichbarer Lage.
Nicht so wie früher bei uns – da hatte mein Vater immer alle Hotels in der Parkstrasse und Schlossallee!
Je nach Viertel gibt’s in dem einen freien Geschäft zwischen den Fressbuden dann eine Galerie, ein Theater, einen Designershop oder wenn das Viertel noch keinen festgelegten Charakter hat – genau – ein Starbucks.
In Chinatown ist das übrigens anders – da sieht es genauso aus, wie man es sich immer vorstellt – total chinesisch.
Wobei man mit dieser Erwartungshaltung auch ganz schön enttäuscht werden kann - Hells Kittchen – da war nix hell!
Ansonsten ist der New Yorker gerne im Hellen, sprich draußen.
Wenn die Sonne scheint, wird alles draußen gemacht – sogar auch mal die Fußnägel lackiert.
Was ich verstehen kann, wenn die junge Dame so ein Zimmer bewohnt wie ich hier.
Mit Tageslicht ist da nämlich nicht viel.
Zwar hab ich ein Fenster (8.Stock), aber das geht zu einem dieser unglaublich malerischen Hinterhöfe hinaus.
Leider gibt’s da erstens keine Feuerleitern mehr wie in Westside Story, sondern nur Klimaanlagen an jedem Fenster und zweitens ist das gegenüberliegende Haus gerade mal 20m entfernt. Was einem direkten Blick auf den Himmel leider nicht ermöglicht.
Was ja nicht so schlimm ist, da ich eh den ganzen Tag draußen rumlaufe.
Gestern immerhin 32 Blocks rauf und wieder runter und so ca. 8-10 Blocks quer.
Blöd ist es nur morgens, wenn man sehen möchte, wie das Wetter denn draußen ist.
Deshalb latsche ich auch morgens erst einmal auf die Strasse und schau, was ich denn so am Besten anziehen soll.
Was irgendwie nicht so unüblich ist, denn ich befinde mich in guter Gesellschaft meiner bezaubernden 84jährigen Nachbarin, die mir davon erzählt, wie es so früher hier in New York war und mich in ihrem geblümten Morgenmantel begleitet.
Zusammen mit Joe DiMaggio.
Der immer mitten vors Hotel auf den Bürgersteig kackt.
Joe ist ihr alter gelber und halbblinder Kater, der weit über seine guten Tage hinweg ist, so wie er stinkt und der so heißt, weil sie mal einen ‘Crush’ auf Joe (den echten) hatte, als sie noch ein ‘really pretty piece’ war, wie sie mir freude- und zahnlos strahlend erzählt.
Aber das ist hier auch nicht so schlimm.
Mit dem Kacken.
In New York bekommen nur Hunde einen Strafzettel für ‘aufsbürgersteigkacken’, denn dafür gibt’s ja schließlich in den Parks extra Hundeanlagen, die hübsch eingezäunt sind.
Wie auch die Kinderspielplätze.
Allerdings stinken die nicht so.
Herrchen oder Frauchen (der Hunde, nicht der Kinder) sitzen derweil in der Sonne und schauen anderen beim Musikmachen, Sport oder ‘free hugs’ verteilen zu.
Oder eben beim Fußnägellackieren.
Fernsehen muss man hier nicht wirklich haben.
Wobei mir dabei einfällt, ob mein Nachbar eigentlich schon meinen Fernseher wieder in meine dunkle und ungeheizte Wohnung geschleppt hat, um heimlich und GEZ-frei fern zu sehen.
Den Fernseher musste ich nämlich laut GEZ in den Keller bringen, weil ja sonst mein Nachbar direkt bei mir schauen könnte und dann dürfte ich ja nicht abmelden.
Also musste der Fernseher raus – aber nicht in meinen Keller, denn davon hätte der Nachbar ja wohl auch den Schlüssel und könnte dann da kucken.
Mit Verlängerungsantennenkabel.
Also musste der Fernseher in den Keller vom Nachbarn.
Auf meine Frage, ob mein Nachbar ihn nicht von da in meine Wohnung schleppen könnte, wusste die freundliche Dame der GEZ auch keine Antwort – da hab ich sie wohl noch auf eine Idee gebracht.
Eigentlich habe ich meinen Nachbarn immer ganz anders eingeschätzt, aber die Dame von der GEZ schien da Ahnung zu haben.
Auf jeden Fall gut, dass ich meinen Fernseher nicht mitgenommen hab, denn hier gibt es wirklich genug zu sehen.
Wohnen möchte ich hier nicht wirklich, aber für nen Besuch ne super Sache.
So ein bisschen wie Velbert eben.
Der oben stehende Text ist nach dem heutigen Genuss von rund 32 Starbucks ‘Our Grande Cappucino Mocca-Chocolate Extra Tasty Honey flavoured with Cinnamon Big Doubble Portion’ entstanden, der zugegebenermaßen extrem lecker ist, sich aber wohl auch schwer aufs Kleinhirn auszuwirken scheint.
Ich bitte das zu entschuldigen.
Aber in New York trinkt man halt so was.
Heute zählt’s – heute hole ich mein Motorrad vom Flughafen ab!
Gestern habe ich schon ewig mit Maria von EGL und diversen Zollbeamten telefoniert.
Maria hat mir Formulare zugemailt und ich habe mir ein Shuttle-Taxi zum Flughafen bestellt.
Um 9.30 werde ich pünktlich abgeholt, wohin weiß ich allerdings noch nicht – erst unterwegs erreiche ich jemanden der zuständigen Zollabteilung – Building 77.
Da angekommen gibt’s erst mal große Verwirrung und ich werde kafkaesk hin und her geschickt – Sorry, not here – sorry, not me – und wieder zurück auf LOS – ziehen Sie keine 4000 Mark ein!
Irgendwann haben sie dann mal Mitleid mit dem komischen Typen aus Deutschland, der die ganze Zeit mit voller Motorradkluft und 1000 irgendwie doch nutzlosen Papieren durch ihre Büros rennt.
Also fassen sich Officer Ungeheuer – der einen Heidenspaß hat, wenn ich seinen Namen schön laut ausspreche und Officer Mam. Berman ein Herz und genehmigen einfach alles – I better do not read, what you filled in – bang bang – Stempel drauf – fertig!
So geht das – das ist mal funktionierende Bürokratie!
‘The Ungeheuer” googelt mir dann sogar noch eine Wegbeschreibung zu EGL und organisiert auch noch Bill, der mich da hinbringen kann!
Super!
Und genau, wie ich es schon auf anderen Amerikareisen erlebt habe – von jedem erfährt man gleich die ganze Lebensgeschichte!
Andrej, der russische Taxifahrer von der Hinfahrt, der seit 5 Jahren hier ist, um Geld zu verdienen und Russland so sehr vermisst, dass ihm die Tränen die Wangen runterrollen, als er von zu hause erzählt.
Bill, der aus Puerto Rico kommt und seit 43 Jahren auf die Heimfahrt und ein Leben zu hause spart.
Joe, der eigentlich ganz anders heißt – was aber keiner aussprechen kann, weil er aus British Guayana kommt und seine anglikanische Kirche vermisst.
Helen, die ich bei Wallgreens kennen lerne, als ich auf meine Foto-CD warte und die mir gleich mal eben 150 Bilder vom Geburtstag ihres Sohnes zeigt, die sie praktischerweise gerade dabei hat. Die Familie würde ich ja dann auch persönlich kennen lernen, wenn ich nach Chicago käme, wo sie auch in 4 Wochen mal wieder bei ihrem Sohn sei. Und da sie ja mal als Backfisch auch mal Vespa gefahren sei, wären wir ja praktisch seelenverwandt.
Wir beiden so als ‘Easyrider’!
Das ist alles so was von herrlich schräg in seiner Geballtheit - wer sagt, dass Amerikaner ja nur oberflächlich freundlich seinen, hat das Prinzip echt nicht verstanden.
Zurück zu EGL.
Nach knapp 2 Stunden bin ich fertig mit Schrauben und jedem fotografiert werden – und dann geht’s los!
Whow – das ist echt strange!
Als Tourist hier rumzulaufen ist ja schon irgendwie merkwürdig – aber hier mit dem eigenen Motorrad durch Manhattan zu kurven – das ist schon der totale Knaller!
Da hier kaum Motorräder rumfahren und wenn, dann fast ausschließlich abgefuckte Harleys mit ebensolchen Fahrern, falle ich hier auf wie ET persönlich!
Leute bleiben beim Überqueren der Strasse vor mir stehen – Thumb up, man! – Taxifahrer quatschen mich an der Ampel an – Fuckin’ cool, guy! Great Bike!
Unglaublich diese Reaktionen und die Aufmerksamkeit, die mir zuteil wird – und das hier in New York, wo es an jeder Ecke was Schräges zu bestaunen gibt!
Ich bin versucht länger zu bleiben, aber mein Hotel ist ab morgen ausgebucht und so bleibt es dabei – morgen geht es weiter!
Wohin wird der Wetterbericht heute Abend entscheiden…
So long!
Mittlerweile bin ich in Myrtle Beach in South Carolina!
Da es im Norden noch geschneit hat, fiel mir die Entscheidung, nach Süden zu fahren ziemlich leicht und so bin ich am Freitag nach kurzem Frühstück Richtung Atlantic City aufgebrochen.
Aus New York auf kleinen Strassen rauszufinden war ziemlich spannend, aber so habe ich noch mal ein paar nette Brücken kennen gelernt, bis ich dann endlich auf dem richtigen Highway der gewünschten Größe war.
Atlantic City - ein kleines Las Vegas an der Küste ist Downtown ziemlich grässlich, hat aber entlang des Strandes super tolle Vororte mit traumhaften Häuschen!
Weiter ging’s Richtung Philadelphia.
Auch hier die Riesen-Kontraste zwischen Downtown - der Fastfood/Mall-Meile - und den kleinen Vororten: rund um die Uni sieht’s aus wie in England! Genauso kleine Steinhäuschen und am Fluss mehrere Ruderklubs!
Dann ging’s über Gettysburg runter nach Washington - Memorial Park, Arlington, White House… das Pflichtprogramm eben..
Und dann wurd’s auch mal ‘fahrtechnisch’ schön: Skyline Drive und Blue Ridge Parkway!
Der Mega-Knaller zum Fahren - 3 Tage auf derselben Strasse, Kurven über Kurven! Und das in traumhafter Landschaft!
Es sieht so ein bisschen aus wie im Schwarzwald.. nur alles viel viel größer und weitläufiger… und weit und breit kein Mensch zu dieser Zeit! Super toll!
Na ja - irgendwann war das dann auch mal zu Ende und ich bin wieder nach Osten, quer durch North ‘n South Carolina wieder zurück zum Atlantic gefahren.
Von hier geht’s jetzt weiter runter nach Süden, die Küste entlang nach Florida bis auf die Keys..
…und dann startet die große Diagonale!
Es ist warm.
Es ist sogar sehr warm.
Um nicht zu sagen, es ist scheiße heiß.
Mein, sich im Schatten der Armaturen befindendes Thermometer zeigt 39,5 Grad an.
Leider ist aber damit der gesamte verfügbare Schatten von dem Thermometer belegt und ich muss weiter in der Sonne rumfahren, wo es anscheinend noch ein bisschen wärmer ist, denn ich befinde mich mitten in den Everglades, im Süden Floridas – immerhin Höhe Süd-Ägypten, auf dem Tamiami Trail.
Mir ist heiß.
Hohe Bäume gibt’s hier nicht, somit auch keinerlei Schatten und die Sonne steht jetzt zur Mittagszeit schon fast senkrecht über mir und brennt mir auf den Helm.
Ich weiß nicht, ob ich es schon erwähnt habe, aber mir ist heiß.
Ich denke voll Dankbarkeit an die BMW Designer im wahrscheinlich kühlen München, die die Ärmel meines Anzuges so schön schwarz gemacht haben, was ja meinen Armen somit gerechterweise ermöglicht, die gleiche Temperatur wie mein Kopfinneres anzunehmen.
Mir ist so heiß.
Ich halte an und schiebe die Ärmel bis zum Ellbogen hoch und ziehe meine Handschuhe aus. Irgendwo muss doch die Sonnencreme sein. Ich schmiere mir die blubbernd heiße Creme auf die Arme, was immerhin eine Nanosekunde ein Gefühl von Abkühlung aufflackern lässt.
Die eigentlich gute Idee dieser Aktion ist irgendwie auch ganz schlecht, denn der fehlende Fahrtwind lässt meine Temperatur in den wenigen Minuten die ich für die gesamte Aktion benötige nochmals schlagartig ansteigen.
Mir wird noch heißer.
Mittlerweile bin ich bei einer gefühlten Temperatur - gibt’s auch ein Wärmeäquivalent zu Windchill? – von 100 Grad angekommen und ich warte nur darauf, dass sich oben auf meinem Helm das Dampfkochtopfventil bis auf den zweiten roten Ring herausschiebt und pfeift. Großhirn, einmal schön weich im eigenen Saft gegart – bitte sehr mein Herr!
Mir ist soo heiß.
Ich fahre wieder los, aber selbst der Fahrtwind bei Tempo 80 kühlt nur unwesentlich.
Die Luft steht flirrend heiß, bewegungslos über der riesigen, mit Schilf, Palmettos und Mangroven bewachsenen Ebene, die von unzähligen Seen, Tümpeln und Kanälen voll braunen, warmen und brackigen Wassers durchbrochen ist.
Ich würde mich mit Freuden zu einem der unzähligen Alligatoren legen, die ich rechts und links direkt neben der Strasse im Wasser wie totes Holz treiben sehe, wenn das eine Abkühlung bedeute. Aber dass unzählige große Fische bewegungslos um die noch bewegungsloseren Alligatoren treiben, spricht nicht gerade für eine besonders belebende Wirkung des Wassers.
Mir ist … ähhh… heiß.
Genau.
Das war’s.
Mir ist heiß.
Und ich schwitze.
Bei jeder Bewegung die ich mache, um die an meinen Beinen klebende Hose mal an einer anderen Stelle festkleben zu lassen, bewegt sich das Camelback auf meinem Rücken, drückt das nasse T-Shirt in die Vertiefung meines Kreuzes und löst einen neuen Schweißschwall, der meine Wirbelsäule entlangrinnt, immer mehr Tropfen aufsammelt, um irgendwann flutartig an den Rand meiner Boxershorts zu branden und wie all die Liter zuvor, darin zu versickern.
Mir ist glühend heiß.
Den Schlauch meines Camelbacks lass ich schon gar nicht mehr aus dem Mund und nuckel fortlaufend Wasser in mich rein.
Was, glaube ich, nicht mal mehr den Weg in meinen Magen runter schafft, sondern schon irgendwie in meiner Speiseröhre absorbiert wird und direkt auf meinem Rücken wieder zum Vorschein kommt.
Mir ist relativ warm.
Mein Hirn wird immer matschiger und ich bin froh, meinen ipod auf zu haben, denn ich befürchte, dass mir ohne die Kopfhörer, die weiche Pampe mittlerweile aus den Ohren flösse.
Red Hot Chilli Peppers.
Give it away. Give it away. Give it away now.
Give it away. Give it away. Give it away now.
Suck my kiss!
Mir.
Heiß.
Wenn ich den Helm bewege, um gegen das Jucken anzukratzen und dabei das Stirnpolster zusammendrücke, presse ich den darin aufgesogenen Schweiß wieder heraus, der dann ähnlich wie auf meinem Rücken, meine Stirn hinabläuft, sich in den Augenbrauen sammelt und mir dann brennend in die Augen läuft.
Heiß.
Ich muss langsamer fahren.
Denn ich bin ein bisschen knapp mit meinem Sprit dran.
Die beiden auf meiner Karte eingezeichneten Tankstellen gab es nicht mehr und jetzt zeigt mein Bordcomputer eine Restreichweite von 67 Kilometern an.
Mein GPS sagt mir, dass es in 48 Meilen einen Ort mit Tankstelle gibt.
Was nicht so schön ist.
48 Meilen sind 77 Kilometer.
Mir wird ein wenig wärmer.
Ich fahre nur noch knapp 50, um Sprit zu sparen, was den cooldown-Effekt des Fahrtwindes noch mehr verringert.
40,5 Grad.
Ich merke, dass ich ernsthaft die letzten Minuten darüber nachgedacht habe, ob Wendy wohl die uneheliche Tochter von Ronald McDonald und dem Burger King ist.
Und was der King wohl seit der Geschlechtsumwandlung von Ronny zum Clown macht?
Geht er jetzt zu Hooters?
Und wie hängt der Opa von Kentucky Fried Chicken da mit drin?
Jeder, der den ganzen Tag so debil freundlich grinst, muss etwas zu verbergen haben.
Ich muss schleunigst in den Schatten.
Wie viel sind 55 Rest-Kilometer in Meilen? 55 durch 1,6. 55 durch 1,6. Kann ich nicht. Der Donald King stört.
Vielleicht gehen ja 37 Rest-Meilen mal 1,6.
Geht auch nicht. Ich muss bis 35 Meilen warten.
Ich glaub das kann man rechnen.
Ich fang jetzt schon mal an. 35 mal 1,6. 35. 18. Re – Bock - Weg. Mist. Noch mal. 35. 18. 30. 35 18 30. Wessen Telefonnummer ist das?
35 18 30. 35 und 18. 35 und 18 sind, sind, sind 45, 50, 53.
53 und 30, ne 3, 53 und 3 sind 56.
Noch 56 Kilometer.
Ich werd besser, das Benzinsparen funktioniert.
Bloß nicht liegen bleiben.
Schieben müssen.
Laufen.
Mir ist heiß.
40 Kilometer – 30 Meilen – 8 Differenz. Besser.
20 – 15 – 4. Gut.
Aber immer noch so heiß.
Ich kann nicht mehr.
Und auf einmal…
Alles Rechnen umsonst…
Jetzt.
Hier.
Mittendrin.
Mitten in den Everglades.
Eine Wellblechhütte.
Ein Flachbau.
“Tom’s Car and Boat Garage”
Mit angeschlossener Tankstelle.
Nur eine Säule, aber was soll’s.
Mir hätte auch ein Eimer gereicht.
Und noch besser: ein Schlauch.
An einem Wasserhahn.
Helm ab. Ein fragender Blick. Ein breites Grinsen von Tom(?).
Ein Zischen.
Als ich aus dem Schwall wundervoll kühlen Wassers irgendwann wieder auftauche, steht Tom(!) mit einem eiskalten Bier neben mir.
Pfschwtttt!
Ein brauner Schwall Kautabakrest platscht zielgenau in einer Pfütze neben dem Wellblechschuppen –
„Cool bike, man – it’s a nice day for a ride, man. Isn’t it?!“
„Yeah“ sage ich, nehme einen großen Schluck und grinse ihn an„ not so damn fuckin’ cold today!“
Die ersten 4 Wochen sind vorbei.
Bis jetzt bin ich 4.930 km hier in Amerika gefahren.
Von New York, wo ich ein paar Tage verbracht habe, bin ich an der Küste entlang nach Atlantic City gefahren und dann über Philadelphia nach Washington D.C..
Nach ein paar Stunden sightseeing rund ums Monument Area und dem großen Militärfriedhof Arlington bin ich westwärts über Paris nach Front Royal gelangt, wo der Skyline Drive beginnt: eine kleine Strasse, die sich immer entlang der Gipfelkette der Appalachen durch Virginia schlängelt, um dann vom Blue Ridge Parkway durch North Carolina fortgesetzt zu werden – insgesamt über 900 km, immer auf der selben gewundenen Strasse mit einem fantastischen Blick hinab in die fruchtbaren Täler links und rechts der weiten Hügel.
Von Asheville, am Fuß der Great Smokey Mountains führt mich meine Route wieder nach Osten, zurück an die Atlantikküste. Über Columbia von North nach South Carolina, um dann in Myrtle Beach nach Süden abzubiegen und durch Charleston nach Savannah zu fahren.
Der Süden wird allen Erwartungen und Vorurteilen gerecht – lässt man die Highways hinter sich, so ist es eine vollkommen andere Welt, ein anderes Amerika.
Breite, ruhige Flüsse, die träge unter Moskitowolken dahingleiten, durch Schilfmeere, aus denen sich mit trägem Flügelschlag große Reiher emporschwingen, ihre noch zappelnde Beute, silbern blinkender Fische, zwischen ihren langen, spitzen Schnäbeln tragend.
Baumwollfelder, wo an struppig staubigen Büschen kleine Flocken weißer Wolle hängen.
Kein strip malls (die Meile voll Fastfood-Restaurants und Motels vor jeder Stadt) sondern verschlafene Kleinstädte unter großen Bäumen voller herabhängendem Moos, inmitten fruchtbarer Felder, in denen das Leben langsamer zu gehen scheint.
Tankstellen mit einem echten Tankwart, alte, still vor sich hinrostende Autos am Straßenrand, ein zwei Shops – meist ein drugstore und ein grocery store und kleine Häuser mit schattigen Veranden, auf denen, meist in alten, knarrenden Schaukelstühlen, alte, schwarze Männer sitzen, eine Dr. Pepper Cola in der Hand, mich beobachtend, wie ich vorbeifahre, bis ich aus ihrem Blickfeld wieder verschwinde.
In einer dieser Kleinstädte mache ich Rast und gehe in einen kleinen Diner.
Aluminiumtische mit drehbaren Serviettenspendern, rot gepolsterte Barhocker, ein paar alte, signierte Baseballbilder über dem Spiegel hinter der Bar, eine alte Jukebox, die Johnny Cash spielt – ich komme mir vor, wie in einem 50er Jahre Film. Eine gealterte Kellnerin – Susan-Ann - mit Hochsteckfrisur, zuviel Make-up und zu kurzem Rock nimmt meine Bestellung auf – jedenfalls glaube ich das, denn ihr Akzent ist so breit und ‘southern’, dass ich auch beim dritten Nachfragen nicht wirklich weiß, was sie gesagt hat oder was sie von mir wissen will
Egal – der Cheeseburger, den ich von ihr schwungvoll serviert bekomme –Rumms!- ist fantastisch und beschämt jeden Kettenfraß, der sich auch so nennt!
Vor dem Fenster, auf der anderen Straßenseite spielen drei Mädchen – vielleicht 12,13,14 Jahre alt – jedenfalls wenn man das Spielen nennen kann. Sie sitzen auf den Betonstufen vor dem Haus gegenüber und jedes Mal wenn ein Wagen vorbeikommt, springen sie auf, winken wie wild dem Fahrer zu und lachen sich kaputt. Dann sitzen sie wieder, ohne viel miteinander zu reden auf den Stufen und warten, bis wieder jemand vorbeikommt.
Und das passiert selten.
Ich habe nicht mitgezählt, aber ich schätze, dass es in der Stunde, die ich in dem Diner verbracht habe, bestimmt nicht mehr als 12, vielleicht 15 Fahrzeuge waren.
Ich kenne das amerikanische Wort für Reizüberflutung nicht – aber die drei bestimmt auch nicht!
Alles strahlt eine unglaubliche Ruhe, fast Trägheit aus, alles geschieht irgendwie langsamer, nirgendwo sieht man schnelle Bewegungen und selbst ich scheine mich unendlich langsam durch diese warme, mit süßen Düften angefüllte Luft, über diese endlos scheinenden, fürchterlich geraden Landstrassen zu bewegen.
In den Küstenstädten ist es lebhafter, viele Touristen, und in Savannah erwartet man wirklich in einem der vielen Parks Forrest Gump sitzen, seine Pralinen naschen und vom seinem Leben erzählen zu sehen.
‘Stupid ii-is, as stupid doe-es!’
Wunderschöne, prachtvolle, alte Häuser mit hohen, alten Bäumen in den Vorgärten, die jede kleine Strasse in einen grünen Tunnel verwandeln, zeugen von dem ehemaligen Wohlstand und Glanz vergangener Zeiten.
Von Georgia nach Florida kommend, ändert sich die Landschaft erstaunlich schnell – alles wird trockener, die Felder karger und auch die Langsamkeit verschwindet. Der Verkehr um Jacksonville ist wieder hektisch, die strip mall ist grell, voll und hässlich.
Meine Tante lebt in hier im Norden Floridas in Palatka und hier bleibe ich ein paar Tage – faulenzen, lesen, ein bisschen im Garten helfen und mein Motorrad und meine Ausrüstung warten.
Anschließend fahre ich von hier westwärts an die Golfküste – von Inglis an all den Touristenburgen und traumhaften Stränden von Clearwater, Tampa, St. Petersburg über Venice bis nach Naples die ganze Westküste Floridas hinunter.
Nach Miami nehme ich nicht die Alligator-Alley, sondern den kleineren Tamiami Trail – eine angenehm erwärmende Erfahrung, die ich ja bereits ausreichend geschildert habe.
Auf den Keys dafür dann traumhaftes Wetter – eine salzige Brise kühlt und trägt diesen unvergleichlichen Duft von Sommer, Sonne, Strand und Meer über das von hellem Blau über leuchtendes Türkis bis hin zu tief dunklem Azur gefärbte Wasser des Golfes und der Karibischen See.
Manche Keys sind kaum breiter als die Strasse auf der ich dahingleite, andere sind groß und breit und dicht mit Palmen bewachsen, zwischen denen Tauchshops, Bootswerften und Angelshops um Kunden werben.
In Key West finde ich einen Campingplatz direkt am Meer und habe einen Platz neben Brian, der drei Tage aus Kanada hier runtergefahren ist, eine Woche sich erholen möchte und dann wieder drei Tage zurückfahren muss.
Luftlinie sind das geschätzte 2.000 km pro Strecke.
Der Campground ist nur ein paar Kilometer vom historischen Zentrum entfernt und so ist es einfach, am Abend in die Stadt zu fahren.
Im Internetcafe lerne ich Adrian kennen – der mir den besten Cappucino meines bisherigen Aufenthaltes macht (eingeschlossen des ‘Our Grande Cappucino Mocca-Chocolate Extra Tasty Honey flavoured with Cinnamon Big Doubble Portion’ aus New York) – ein Indianerhalbblut, der Russisch lernt, sich für die europäische und russische Geschichte des Mittelalters interessiert und mal mit einer URAL (russisches Motorrad) zum Ural (russisches Gebirge) fahren möchte…
Ich renne die halbe Nacht durch Key West – in unzähligen Bars spielen Bands, von Rock, über Karribian, Blues, Country bis zu richtig coolem Jazz. Überall gibt es Kleinigkeiten zu essen, der Duft von gegrillten Krabben und Steaks, Pizza und frischen Burgern macht Appetit und kleine Bars versorgen einen mit farbenfrohen und fantastisch schmeckenden Getränken.
Und beim Anblick der traumhaft schönen Exil-Kubanerinnen, die ihre, auf ihren langen Schenkeln gerollten Zigarren verkaufen, schnappe ich nach Luft und muss einen großen Schluck von meinem schillernd bunten Longdrink nehmen, nicht wissend, was mich schwindeliger macht…
Irgendwann ende ich mit einer fetten Zigarre und einem Mojito bei Sloppy Joe’s – Hemingways Lieblingskneipe auf Key West, die seit 1933 geöffnet ist und auch trotz diverser Hurrikane noch nicht einen Tag geschlossen hatte.
Am nächsten Morgen, nach ein paar sightseeing-Runden durch die Stadt, breche ich nach Miami Beach auf und cruise langsam wieder über die vielen Inseln und langen Brücken zurück nach Norden.
Wenn die Keys mit all ihren bunt bemalten Häuschen, und dem wundervollen Meer in zarten Pastellfarben gemalt waren, so ist Miami Beach mit grell leuchtenden Neonfarben wild gepinselt worden – riesige Hotelbauten, Hochhäuser, Neonreklame, laut wummernde Bässe aus jeder Bar, Ferraris, Lamborghinis, Rolls Royce und alle sind gestylt – Baggy Jeans, Miniröcke wie Gürtel, dicke Ketten und Ringe, Baseballcaps, Muscelshirts, Push-ups – ich komm mir vor wie in einem allumfassenden und öffentlichen Musikvideo!
Und unglaublich – aber auch hier bleiben die Leute stehen und starren, was da riesig bepacktes, voll verpacktes, helmgeschütztes Fremdes an ihren vorbeirollt.
Ähnlich verbaut, wenn auch nicht ganz so grell, geht es die Küste weiter hinauf - alles geht ineinander über – Hollywood, Fort Lauderdale, Palm Beach – alles eine einzige Ansammlung von gigantischen Hotelkomplexen auf der Meerseite der A1A und ziemlich wenig auf der Landseite.
Die Küste weiter nördlich rauf wird es wieder schöner – vor allem leerer und der Blick auf den Atlantik ist meist frei und immer unglaublich beeindruckend.
In Cocoa Beach wird es dann wieder touristischer und voller – das Wetter ist schlecht, was die Atmosphäre ziemlich ruiniert, dafür aber auch die Massen in Grenzen hält.
Ein Gewittersturm zieht auf und ich werde von den Böen fast von der Strasse geblasen und auf der freiliegenden Interstate, auf der ich so schnell wie möglich nach Orlando zu meiner Cousine heize, fahre ich mit ziemlicher Schräglage, um das Motorrad so einigermaßen in der Mitte der Strasse zu halten.
Fünf Minuten bevor ich da und in Sicherheit bin erwischt mich das Gewitter – ein Regenschauer, wie ich ihn zuvor noch nie in meinem Leben erlebt habe: als würde man mit Eimern Wasser über mich schütten, bin ich innerhalb einer Minute bis auf die Unterhose nass und meine Füße nehmen ein kühlendes Bad in meinen Stiefeln. Auf der Strasse steht 20cm hoch das Wasser, das nicht schnell genug im ausgetrockneten Boden versickern kann und das ich mir mit dem Vorderrad erfrischend schwallartig in meinen Helm schaufel.
Der Spuk hält genau die fünf Minuten an, die ich noch brauche und als ich tropfend mein Motorrad in der Auffahrt abstelle, verziehen sich die Wolken und die Sonne kommt wieder zum Vorschein.
..immerhin ist jetzt die glitschige Mischung aus Everglade-Staub und Key-Salz wieder runtergewaschen!
Am nächsten Tag lasse ich mir in Daytona einen neuen Hinterreifen aufziehen – der hat jetzt knapp 12.000 km durchgehalten und war am Ende wirklich kantig und eckig – und fahre wieder zurück nach Palatka, um noch einmal meine Tante zu besuchen.
Und nach ein paar weiteren Tagen voller Sonne, Faulenzen, Schlemmen und schier endlosen Gesprächen mit meiner Tante, geht es heute wieder los:
Alaska’s calling!
Ich sitze in Memphis in den letzten Sonnenstrahlen eines ziemlich perfekten Tages und genieße einen ‘Our Grande Cappucino Mocca-Chocolate Extra Tasty Honey flavoured with Cinnamon Big Doubble Portion’ – Yep! Die Zivilisation ist bis hier in den Mid-South vorgedrungen (allerdings keine schöne Ecklage!) und auch hier gibt es Starbucks – God bless ‚em!
Ich bin seit gestern hier und habe jetzt alles wirklich Wichtige in Amerika gesehen – eigentlich könnte ich wieder nach hause fahren – ich war bei Hooters und in Graceland!
Für alle dudes: in Graceland hat Elvis gelebt und Hooters ist so ne Frittenbude wie alle, mit dem Unterschied, dass es hier jede Menge freundliche Bedienungen gibt, die alle einen gewissen optischen Anspruch erfüllen müssen – sagen wir es mal npc – non-political-correct: Dicke Dinger oder genauer Hupen (to hoot – hupen) haben müssen.
Spitze!
Damit der (vorwiegend) männliche Gast (ich war auch schon mal mit ner Freundin drin und wurde auch prompt nicht bedient – ja ja Jungs – keinen Sand an den Strand mitnehmen – ich weiß!) auch etwas von den üppigen Rundungen hat, haben die Mädels auch alle etwas ziemlich knappes an.
Yeah!
Falls man mal gerade keine Lust haben auf die präsentierten Dinge zu starren (häh?? Wann??) gibt es jede Menge Fernseher – was sage ich: 400Zoll-Plasma-Mega-Leinwandbildschirme! – an den Wänden auf denen NUR Sport zu sehen ist!
Klasse!
Keine Frauenfilme in denen Stallone seine feminine Seite beim Windelstricken entdeckt und keine Reklamen für absolut ersatzflüssigkeitsdichte und garantiert 100 Jahre verrutschsicher selbstklebende Slipeinlagen!
Super!
Und damit sich auch der Durchschnitts-150kg-Amerikaner toll dabei fühlt, noch mehr herzkranzverfettendes Fastfood in Portionsgrößen die auch für die gesamte Sahelzone rettend wären, in sich hineinzustopfen, haben die Mädels so was wie einen Kodex – so unglaublich umwerfend freundlich wie die einen bedienen, ginge das in New York locker als sexuelle Belästigung durch!
Traumhaft!
Mit anderen Worten – hier ist die Welt noch in Ordnung!
Hier wird der archaischen Wurzel des männlichen Seins noch in vollstem Umgang gehuldigt!
Fleisch in jeder Form!
Sprichwörtlich ‚form’vollendete Bedienung des männlichen durch das weibliche Prinzip!
Yin und Yang endlich, nicht mehr schwarz und weiß getrennt, sondern in knapp sitzendem und grenzensprengendem Orange vereint!
Sozusagen das Paradies!
Gods own fastfood restaurant!
..also Amerika pur..
..ach ja – gegessen habe ich glaube ich auch was..
…oder auch nicht..
…keine Ahnung..
..DARAN kann ich mich nun wirklich auch noch erinnern!
Best images available at :
http://www.hooterscalendar.com/gallery.cfm!
Und mit Graceland habe ich das andere Standbein amerikanischer Kulturgeschichte gesehen..
..wobei ich noch nie zuvor auf all meinen Reisen so einen unglaublichen Personenkult wie hier gesehen habe – Neuschwanstein und den Vatikan eingeschlossen, was ja vor allem bei letzterem wirklich was heißen will!
„Hier hat Elvis am 16. April 1971 um 14:43 mal auf der Wiese gesessen und sich dabei an diesen Baum gelehnt – please don’t touch! – und mit diesem Handtuch hier hat er sich in Vegas um 21:44 am 12.8.1975 genau 126 ml Schweiß auf der Strecke rechte Schläfe, rechtes Ohr, rüber zum linken Ohr – yes Sir, am Hals UNTER dem Kinn entlang! Danke für ihre Frage! – und dann von links nach rechts durchs Gesicht abgewischt! Und dabei stand er ausnahmsweise rechts vorne auf der Bühne! Whow! Rechts vorne!!!“
Irre!
Zu Graceland (jaja Jungs – zu Hooters auch!) gibt es ein Photoalbum und ich möchte an dieser Stelle ganz herzlich und aufs dringendste an alle appellieren, das „Tribut to the KING“ auch als solches zu beachten und zu würdigen!
Da ich mich für 27,-$ (mit ADAC-Rabatt!) und 6,-$ Parkgebühr für 4 ½ Stunden durch wirklich ALLE Ausstellungen gequält habe, bitte ich folgendes einzuhalten:
Als erstes – ipod auf und Elvis auf volle Lautstärke!
Jedes Bild mindestens 5 Minuten ehrfurchtsvoll anstarren und leicht feuchte Augen bekommen!
Unbedingt vor dem Computer stehen und sich von irgendwelchen anwesenden Dicken und unangenehm Schwitzenden ein bisschen schubsen lassen!
Zwischendurch immer mal irgendwo wieder anstehen!
Für die vollen 4 ½ Stunden nichts essen und trinken!
Zur Halbzeitfeier mit 20 Anderen am einzigen Klo anstellen!
Bei allen Grabbildern laut aufschluchzen und leise „ I will always love you!“ hauchen!
Männer dürfen an dieser Stelle etwas Gefühlsunterdrückendes knurren – aber dabei bitte ehrfürchtig die Baseballkappe oder wahlweise den Cowboyhut abnehmen!
Anschließend dürft ihr zur Bude gegenüber gehen, sucht wieder 50 Leute zusammen, hinter denen ihr euch anstellt, bezahlt 5 Cola – nehmt aber nur die Wärmste! und fotografiert – nach dem bemerkt wurde, dass ihr das könnt – die 50 anderen Personen in allen möglichen Variationen mit allen Kameras vor dem Büdchen!
Nur bei absolut genauer Einhaltung dieser Basisregel stellt sich so in etwa das echte ‚Graceland-feeling’ ein!
Also Obacht!
Da ich als 9-10 jähriger ein echter Fan war und so ziemlich alles über Elvis gelesen und gehört habe, was ich zwischen die Finger bekommen habe (kurz darauf verstarb Elvis..?!) war es schon ganz interessant.
Wobei ich gestehen muss, dass ich mich bei DER Einrichtung wahrscheinlich schon 10 Jahre eher mit ner Überdosis weggedröhnt hätte!
Die 70er waren ja nun nicht unbedingt die Blütezeit im Ablauf der menschlichen Inneneinrichtung von Häusern – aber bei einer Deckenhöhe von knapp 2,50 dunkelgrünen Rasenteppich vom Boden über die Wände bis zur Decke zu verlegen, war wohl auch für den damaligen Geschmack eher extravagant – sozusagen die innenarchitektonische Vorwegnahme des „sich die Gänseblümchen von unten Anschauens“!
Und wenn man jeden Tag im selben, nur mit farbig anderen Kilos von Halbedelsteinen bestickten Polyesteranzügen rumlaufen muss, kann das auch nicht für eine ausgeglichene Psyche gesund sein.
Wobei ich, wie mir auch gerade auffällt, auch jeden Tag denselben, mit bunten BMW Logos bestickten Anzug anhabe… hm…ich sollte vielleicht in nächster Zeit niedrige Räume meiden..
Wobei man neben aller leichten Kritik an Graceland nun auch mal würdigen muss, dass ER schon ziemlich genial war!
Trotz zahlreicher Autos blieb er bescheiden und spendete jedes Jahr Millionen an gemeinnützige Organisationen, Schulen und Krankenhäuser.
Ohne Internet und unseren heutigen Medienhype hat Elvis mehr als 1 Milliarde Platten verkauft!
Mehr als jeder andere Künstler sonst!
Und dass, ohne ein einziges Mal außerhalb der Vereinigten Staaten aufgetreten zu sein!
Sein Konzert „Aloha from Hawaii“ war eine der ersten Sendungen die via Satellit auf der ganzen Erde empfangen werden konnte und die mehr Menschen als die erste Mondlandung gesehen haben!
Und selbst heute scheffelt seine Tochter noch Milliarden mit dem Talent ihres Vaters – Musikrechte, Filme, DVDs und dem Verkauf der schlimmsten und schaurig schlechtesten Souvenirs in Graceland!
Da staunt ihr, was!?
…und wenn man in der Nähe von Elvis Grab, fernab aller Schlangen und des Gedränges, vielleicht im Schatten einer der schönen, alten Bäume sitzt, die anderen Besucher einmal wegblendet, ganz still und leise in sich hineinfühlt – dann spürt man es.
Hier.
In der Nähe seines Grabes.
Des Kings.
Ganz leise.
Dieses leichte Vibrieren
Das durch den ganzen Körper läuft und aus dem Boden dringt.
Dem Boden, in dem Elvis in seinem Grab vor Scham rotiert…
Thoughts to go
Übrigens haben wir kein absolutes Kriterium dafür, ob etwas, dessen wir uns entsinnen, gelesen, geträumt oder gelebt ist.
(H.v.Doderer)
Wenn man als durchschnittsgebildeter Mitteleuropäer amerikanisches Leben und Wählerverhalten beurteilt, sollte man zuvor seine eigene Wahrnehmung von Amerika überprüfen.
Abgesehen von der, durch Fernsehserien und Spielfilmen in der Wahrnehmung sehr präsenten Bevölkerung entlang der beiden großen Küsten und der großen Seen im Norden leben die meisten Menschen in der Mitte Amerikas in sehr einfachen und ländlichen Verhältnissen – und die meisten in viel, viel ärmeren Verhältnissen, als man sich das vorstellt.
Außerhalb der wenigen größeren Städte leben die Menschen von der Landwirtschaft – zwar auch mit Satellitenschüsseln, Handys, wireless Internet und riesigen, landwirtschaftlichen Maschinen – aber eben immer noch als Bauern, deren Lebensrhythmus vom Wetter und den Jahreszeiten vorgegeben wird.
Aber auch gerade wegen dieses Fortschritts der Automatisierung durch immer bessere und größere Maschinen werden immer mehr Menschen dort überflüssig und verlieren ihre Jobs auf den Feldern und ziehen so, in der Hoffnung in den Städten Arbeit zu finden aus ihrer Heimat fort.
Bei meiner Fahrt durch Mississippi, Louisiana und Alabama bin ich durch so viele kleine Dörfer und Städte gekommen, die nur noch von Alten bewohnt waren. Nirgendwo waren Kinder zu sehen, viele Schulen verlassen, Geschäfte geschlossen und bis auf die ein, zwei Häuser der wohlhabenden Grundbesitzer mit einem ganzen Fuhrpark hochglanzpolierter Wagen in der Einfahrt, waren die Häuser schmutzig und verwahrlost oder ganz verfallen, weil keiner mehr darin lebte.
Alte, meist Farbige schlurften durch die leeren Strassen und schauten mit ebenso leerem Blick kurz zu mir auf, um dann weiter, langsam nirgendwohin zu gehen.
Geisterstädte hatte ich ja im Wilden Westen und in den ehemaligen Goldgräberregionen erwartet, aber nicht hier und vor allem nicht in diesem Ausmaß…
Facts:
36 Tage
18 Fahrtage
7986 km
409 l
325 $
Fernab der Küsten zeichnen den Amerikaner vor allem zwei Dinge aus:
Erstens hat er gerne etwas auf dem Kopf und zweitens muss irgendwas Rostiges im Vorgarten stehen.
Auf dem Kopf hat er entweder eine Baseballkappe oder einen Cowboyhut.
Wobei eine Baseballkappe nicht unbedingt etwas mit Baseball zu tun haben muss.
Genauso gerne trägt der Amerikaner Kappen seiner Lieblings-Biermarke (Bud), seiner Lieblings-Burger-Braterei (Hooters of cause!) oder – am Liebsten - seiner Lieblings-Trekkermarke (John Deer).
Die Kappe wird weit aus der Stirn geschoben getragen – Kappe cool weit unten in der Stirn: aha, Touri, der auf Eingeborenen macht!
Und verkehrt herum wird so `ne Kappe von einem echten, rot-nackigen Buddy sowieso nicht getragen – nicht mal in dem freundlichen, graffittiverziertem Vorort von Miami, in dem ich mich verirrt hatte, trug einer seine Kappe falschrum – maximal auf 11 Uhr geht noch, ansonsten waren da damenstrumpfartige Haarnetze zu tätowiertem, freiem Oberkörper angesagt.
Diese Vorliebe für Kappen erklärt auch, warum es in jedem Visitorcenter, Touritreffpunkt oder Giftshop Hunderte von diesen Kappen im Angebot gibt – einmal habe ich sogar die von Bill Bryson so oft erwähnte Kappe mit dem Stückchen Plastikkacke auf dem Schirm gesehen!
Schade, dass ich soo wenig Platz in meinen Koffern hab…
Zu den Cowboyhüten kann ich leider noch keine ähnlich wissenschaftlich fundierte Analyse publizieren, da ich mich hier in Kansas City erst an der Grenze zum Cowboyhutland befinde – erste Stadtbummel in Memphis und St. Louis ließen sich aber schon sehr Erfolg versprechend an.
Das Rostige im Vorgarten ist meist ein altes Auto – je nach Familientradition und Region gerne auch mal ein Truck, Schulbus oder natürlich – ein Trecker.
In gehobenen Gegenden darf es dann natürlich nicht nur ein simpler Trecker sein – auf der golfplatz-großen und mit ähnlicher Rasenqualität gesegneten Auffahrt steht dann eine ganze Baureihe – vom ersten dampfgetriebenem Modell von 1483 bis zum 18ten und vorletzten Modell – der Neuste schimmert im Hintergrund hochglanzpoliert im Halbdunkel der offenen Garage – alle gleichmäßig und schön verrostet.
In einfachen Gegenden lässt der Amerikaner sein altes Auto einfach im Vorgarten stehen und kauft ein neues – das Alte entwickelt sich dann von ganz alleine zur schmucken Vorgartenverzierung.
Das Rostobjekt ist somit Amerikas Äquivalent zum deutschen Vorgartenzwerg.
Fragt sich, was Schlimmer ist…
Der Wirbelsturm Katrina traf am 29. August 2005 in Buras-Triumph, Louisiana auf die Südküste Amerikas.
Aber noch in Biloxi, an der Golfküste Mississippis und knapp 100 Meilen weiter östlich gelegen sieht es immer noch schlimm aus.
Auf einer Strecke von knapp 5 Meilen steht kein einziges Haus mehr. Nur noch die Beton-fundamente, auf denen die typischen Holzhäuser der Golfküste mit ihrer Pfahlbauweise standen, zeugen von der ehemaligen dichten Besiedlung dieses Küstenabschnittes.
Der Strand ist noch immer gesperrt – oder zumindest die 3 Meter, die von dem sonst knapp 50 Meter breitem Strand übrig geblieben sind.
In New Orleans stehen Banken und große Shoppingmalls wie Wallmart oder Publix leer – nicht weil sie vom Wasser zerstört wurden, sondern weil es keine Kunden mehr gibt: von den ursprünglich 450.000 Einwohnern sind 250.000 nach Katrina nicht wieder in die Stadt zurückgekommen.
Restaurants schließen abends um 10, weil es nicht genug Personal gibt, um den ganzen Abend geöffnet zu haben.
McDonalds zahlt weiter über dem Mindestlohn von 7 $, um überhaupt Angestellte zu finden.
Viele der Häuser tragen noch immer die Spuren der Katastrophe – sind zerstört, beschädigt und deutlich ist die Drecklinie zu sehen, bis wohin das Wasser stand.
38.Tag
7986 km.
Mittlerweile bin ich in Kansas City in Missouri.
Von Palatka, Florida bin ich westlich bis an die Golfküste gefahren und durch den ganzen Panhandle immer der Küste bis nach Mississippi gefolgt.
Die Gegend bis zur Küste im Norden ist nicht so sumpfig wie der Süden Floridas, eher trocken, jedoch von vielen, aus kleinen Quellen und Seen gespeisten Flüssen durchzogen.
Überall werden Flussfahrten angeboten – entweder mit Kanus, Flössen oder einfach auf alten Autoschläuchen, Schwimmringen und sonstigen aufblasbaren Untersätzen.
Ich hab mal mit meiner Tante und Cousine so was gemacht und während Heidi und ich in unseren Reifen mit dem Hintern durchs Wasser schleifend nach Alligatoren Ausschau hielten, saß meine Tante fürstlich in einem riesigen, hellblauen, aufblasbaren Sessel und schipperte sich wie Queen Mum persönlich mit ihren Pantöffelchen als Paddel an den von Schlingpflanzen überwucherten Ufern des Ichetucknee Rivers entlang. Das nenn ich mal Stil haben!
Ganz stilvoll ist auch immer der Transport der Schwimmhilfen vom am Highway gelegenen Shop zum ein paar Meilen entfernten Fluss – die Sachen werden zu einem Riesen Haufen aufgetürmt und mit gewöhnlicher Haushaltskordel direkt aufs Autodach geschnürt – Haufen drauf, Türen zu, Fenster auf, Kordel durch, rum, Knoten – Fertig!
Die nördliche Golfküste ist traumhaft schön – der Wald reicht bis fast ans Ufer, eher schmale Strände, aber kaum Bebauung, schon gar keine Hotels wie im Süden, sondern nur vereinzelte Privathäuser mit der typische Pfahlbauweise, meist im Schatten einiger Palmen gelegen, hinter Büschen von der Strasse abgeschirmt, ein paar Boote im Garten und dem Auto unter dem Haus geparkt.
Erst ab Panama City, wo die Küste genau westlich verläuft und ich auf einem Campingplatz am Meer übernachte, ändert sich das Bild. Der Wald lichtet sich, der Strand wird breiter und direkt wird es wieder touristischer – Hotelburgen, Fastfoodrestaurants, Tourishops…
Der schmale Küstenstreifen Alabamas ist schnell durchquert, nur meine Neugier beim Anblick einer gigantischen Rauchwolke lässt mich mit Hilfe meines GPS durchs Hinterland kurven, bis ich das Feuer entdecke und ein paar Fotos vom qualmenden Rest des abgebrannten Waldes mache. Die Feuerwehrleute haben mal wieder, wie schon so viele vor ihnen, Spaß an mir – niemand fährt hier mit Helm, geschweige denn einem Motorradanzug und Crossstiefeln und so viel Gepäck!
Ab Mobile beginnen die Spuren der Zerstörung, die der Wirbelsturm Katrina verursacht hat zuzunehmen.
In Biloxi steht fast nichts mehr, Aufbauarbeiten sind auch nicht wirklich erkennbar.
In New Orleans dagegen muss man schon genauer hinschauen, um die Veränderungen zu sehen. Wie schon geschrieben, sind es die leeren Geschäfte und Häuser die an Katrina erinnern. Und in manchen Vierteln, wie dem historischen Frenchquarter, die nur ein paar Fuß höher liegen, ist überhaupt nichts passiert.
Abends gehe ich mit meinem Cousin Steven in einem typischen kreolischen Restaurant essen – Steven hat diese gigantische Monsterkrabbe (Godzilla auf der Karte genannt!) und ich einen würzigen Tomaten-Flusskrebseintopf mit süßen Kartoffeln und Maisküchlein – amazing!
Nachdem ich die Nacht in diesem Qualitäts-Motel überlebt habe, dass ich in unmittelbarer Nähe der Highway-Brücke (eigentlich direkt UNTER der Brücke) gefunden habe und dass von außen für die verlangten 50$ einen ganz guten Eindruck machte – IM Zimmer war es nicht ganz so nett und ich habe in meinem Schlafsack geschlafen, weil ich nicht mit der Bettwäsche in Berührung kommen wollte – geht’s am Morgen Richtung Norden.
Hinter New Orleans überquere ich über die unglaublich lange Brücke (32 Meilen!) den Lake Pontchartrain, der mit seinen Wassern die Überflutung New Orleans erst so richtig schlimm gemacht hat. (Genial geplant – eine Stadt im Sumpf, zwischen Meer und meerähnlichem See und dann auch noch im Durchschnitt 7 Fuß tiefer als der Meeresspiegel gelegen!)
Bis Baton Rouge ist alles Sumpfland und der Highway führt fast die ganze Zeit über Stelzen, bevor das Land langsam an Gestalt gewinnt, trockener wird und die ersten Felder links und rechts der Strasse auftauchen.
Wie auch bereits beschrieben ist es eine furchtbar arme Gegend und obwohl es landschaftlich sehr schön ist, ist es bedrückend – zu groß ist der Unterschied zu den bisher bereisten Gegenden.
Bis Memphis sind es 2 Tage, Tallulah ist meine Zwischenstation – eine schöne Kleinstadt an einem kleinen Fluss, der ruhig unter vielen kleinen Brücken, mitten zwischen den Wohnhäusern entlang fließt.
Memphis ist angenehm.
Angenehm von der Größe - genug, um interessant zu sein, aber nicht den Überblick zu verlieren.
Angenehm mit einem Hooters, Graceland und netten kleinen Bars am Abend, in denen jede Art von Life-Musik zu finden ist.
Angenehm mit Cafes und einem schönen, am Ufer gelogenen Park, der zum Spazieren einlädt.
Eine angenehme Stadt.
Nein – nicht wie Velbert…
Ich fahre weiter den Mississippi rauf und irgendwie ist es gar nicht so einfach, ihn überhaupt zu Gesicht zu bekommen. Obwohl ich nur auf Nebenstrassen direkt am Fluss unterwegs bin, verbirgt sich der Ol’ Man River hinter seinen Dämmen und nur von den Brücken, auf denen ich von Zeit zu Zeit die Seiten und den Staat wechsle, habe ich einen kurzen Blick auf den breiten Strom, auf dem in kurzen Abständen unglaublich große Lastkähne unterwegs sind.
Hin und wieder finde ich eine Dirtroad, die auf die Deichkrone führt und so kann ich wenigstens ein paar Fotos schießen.
In der Nähe von Cape Girardeau komme ich in den Trail of Tears State Park.
Der Park erinnert an den Weg, den die Cherokee in die Reservation zurücklegen mussten - von Georgia nach Oklahoma - 4.000 der gut 18.000, von der Armee eskortierten Indianer starben aufgrund der schlechten Verpflegung und den Entbehrungen auf dem 6 monatigen Marsch.
Trotz der traurigen Geschichte dieser Gegend, ist es traumhaft schön hier und ich zelte auf einer Hügelkuppe mitten im Wald, sitze abends am Lagerfeuer und lasse mir das, auf meinem Benzinkocher zubereitete Abendessen schmecken.
Im hellen Licht des fast vollen Mondes in dieser klaren Frühlingsnacht, sitze ich lange auf einer Felsklippe, schaue hinab auf den silbern glänzenden Mississippi, der tief unter mir, ruhig dahinströmt und freue mich.
Freue mich so sehr, dass ich gar nicht weiß wohin mit mir.
Freue mich, dass es mir fast aus den Ohren rauskommt.
Freue mich, wie unglaublich gut es mir doch geht und was ich für ein Glück habe, alles dies sehen und erleben zu dürfen..
Wie viele Menschen erleben schon dieses wohl einmalige Glück, sich einen ihrer Lebensträume wirklich erfüllen zu können?
Am nächsten Morgen treffe ich an einer Tankstelle knapp 100 Harleyfahrer, die zu einer Messe unterwegs sind – die „ bibel-lesenden Harleyfahrer Missouris“ haben zu einer Wallfahrt geladen! Leider liegt ihr Ziel genau entgegengesetzt zu meinem – St.Louis – und so trennen sich unsere Wege wieder nach ein paar Meilen. Wirklich spaßig, in so einer Riesenkolonne zu fahren, aber auch nervend, denn trotz Helm und Ohrenstopfen sind ihre Maschinen ohrenbetäubend laut!
An meinem Ziel angekommen, ist es glühend heiß in St. Louis und so beschränkt sich mein Aufenthalt auf eine kurze Rast unter dem 192m hohen Gateway Arch, der an die historische Rolle St.Louis als ‚Tor zum Westen’ erinnern soll.
Also gut – wenn hier das Tor zum Westen ist, dann nehme ich das auch mal Ernst, biege jetzt ab und fahre westwärts nach Kansas City.
Clay – der Mann meiner Cousine – ist beruflich hier und wir treffen uns in seinem Hotel.
Ich werde herzlich empfangen und beschließe, 2 Tage hier zu bleiben und mal nichts zu machen.
Wobei ich dann doch ganz viel gemacht habe – ich war mal wieder ausgiebig joggen, hab im Gym geschwitzt und abends waren wir lecker und viel essen.
Vor allem aber habe ich viel nachgedacht, Revue passieren lassen, geschrieben – ihr lest’s ja.
Ich merke einfach, dass ich zwischendurch mal so Tage brauche, an denen nichts Neues passiert und an denen ich Zeit habe, all diese Millionen von Eindrücken und Erfahrungen zu verarbeiten, auch wenn es sich vielleicht komisch anhört, nur im Hotelzimmer abzuhängen.
Meine Alpentour vor 2 Jahren war da sehr lehrreich, da ich am Ende wirklich an Reizüberflutung litt, nichts mehr aufnehmen und nur noch Sehenswürdigkeiten abhaken konnte.
Und so sitze ich hier gerade noch, morgens um 7:37, mit meinem Tagebuch und Clays Laptop, meine Sachen stehen schon gepackt hinter mir, schreibe die letzten Zeilen und werd mich dann wieder aufmachen.
Richtung Nordwesten, durch die Great Plains, zu den Black Hills.
Heiliges Indianergebiet, Mt. Rushmore, Crazy Horse Monument, Bisons, Yellowstone Park..
…jetzt wird es einsamer, nur mit große Abständen sind noch kleine Orte auf der Karte eingezeichnet, dafür aber bestimmt landschaftlich spannender und ursprünglicher!
So - Let’s go West!
Wounded Knee ist eine Ortschaft in der Pine-Ridge-Reservation im US-Bundesstaat South Dakota, benannt nach dem nahen Nebenfluss des White River, dem Wounded Knee Creek. Gemäß dem Zensus von 2000 hat sie 328 Einwohner. Der mit dem Ort verbundene Begriff Wounded Knee wurde durch zwei historische Ereignisse bekannt.
Massaker bei Wounded Knee (Lakota Chankpe Opi Wakpala) 1890
Am 29. Dezember 1890 massakrierte die 7. US-Kavallerie bei Wounded Knee über 350 Männer, Frauen und Kinder der Minneconjou-Lakota-Sioux-Indianer unter Häuptling Big Foot. Dieses Massaker brach den letzten Widerstand der Indianer gegen die Weißen. Vorausgegangen war ein nationales Ereignis, ausgelöst durch den Paiute Wovoka, der alle Indianerstämme zum “Geistertanz” aufforderte. Durch Wovokas Geistertanzbewegung sollten die indianischen Ahnen beschworen werden und ein neues Erstarken des indianischen Selbstbewusstseins gefördert werden.
Dies wurde wiederum von der US-Regierung als eine Form von Widerstand aufgefasst. Sitting Bull, Big Foot und andere Häuptlinge wurden als “potenziell gefährlich” angesehen. Dem Tod des an einer schweren Lungenentzündung leidenden Big Foot am 29. Dezember 1890 war die Ermordung von Häuptling Sitting Bull am 15. Dezember vorangegangen.
Am Tag des Massakers hatte Colonel James W. Forsyth den Befehl, die Sioux in ein Militärlager in Omaha zu deportieren. Die Sioux wurden zunächst informiert, dass sie alle Feuerwaffen auszuhändigen hätten. Unzufrieden mit der Anzahl der freiwillig abgegebenen Waffen, begannen die Soldaten, die Zelte zu durchsuchen. Forsyth war mit dem Ergebnis noch immer unzufrieden und ordnete eine Leibesvisitation an. Auch dies ließen die Indianer über sich ergehen - alle, bis auf den Medizinmann Yellowbird, der heftigst protestierte, und einige Schritte des Geistertanzes tanzte. Alarmiert ging die Suche der US Soldaten weiter. Sie wurden schließlich bei Black Coyote fündig. Black Coyote hatte eine neue Winchester unter seinem Gewand versteckt. Er weigerte sich, das Gewehr wegzugeben - immerhin habe er viel Geld dafür bezahlt, und die Abnahme des Gewehrs durch die US Soldaten wäre dauerhaft gewesen, ohne Aussicht auf die Wiederbeschaffung seiner Winchester. Ein Soldat wollte ihm das Gewehr entreißen, daraufhin entstand ein Gerangel - und ein Schuss löste sich ungewollt aus der Winchester.
Hierauf begannen die US-Soldaten zu feuern. Große, auf Anhöhen positionierte Hotchkiss-Geschütze töteten zahlreiche Indianer. Unter den Toten war auch Häuptling Big Foot. Auch 25 Kavalleristen starben, zumeist getötet von den Kugeln der eigenen Männer, die in dem entstehenden Chaos ihre Ziele verfehlten.
Forsyth wurde von jeder Schuld freigesprochen. Typisch für die damalige Sicht der Ereignisse war der Kommentar von Lyman Frank Baum, dem späteren Autor von „Der Zauberer von Oz“, der im Aberdeen Saturday Pioneer das Massaker rechtfertigte:
Die edlen Vertreter der Rothäute sind erloschen, und übrig ist nur ein Rudel heulender Köter, die die Hand lecken, die sie quält. Die Weißen sind durch das Gesetz der Eroberung und das Recht der Zivilisation Herren des amerikanischen Kontinents, und die größte Sicherheit für die Siedlungen im Westen erreichen wir durch die vollständige Vernichtung der wenigen verbliebenen Indianer. Warum nicht Vernichtung? Ihr Ruhm ist dahin, ihr Mut gebrochen, ihre Männlichkeit ausgelöscht; sollen sie besser sterben als weiterleben als die erbärmlichen Kerle, die sie sind.
Im 20. Jahrhundert wandelte sich die Sicht auf die Ereignisse. Vor allem das 1970 erschienene Sachbuch Bury My Heart at Wounded Knee (”Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses”) von Dee Brown beschrieb das Massaker als Schlusspunkt einer Serie von Verbrechen gegen die indianische Bevölkerung. Auch ist der Punkt “Widerstand der Indianer gegen die Weißen endgültig gebrochen” etwas differenzierter zu sehen, denn dem Massaker von Wounded Knee sind unzählige andere, auch viel schlimmere Auseinandersetzungen vorausgegangen - ein Konflikt, der sich über Jahrzehnte hin zog, und seine eigene “Sichtweise” durch die Hollywood-Filmschmiede bekam.
Besetzung von Wounded Knee 1973
Am 27. Februar 1973 besetzten Mitglieder der indianischen Widerstandsorganisation American Indian Movement (AIM) zusammen mit Sympathisanten aus der Pine Ridge Reservation die Ortschaft Wounded Knee und riefen die unabhängige Oglala-Nation aus. Damit protestierten sie gegen die wiederholten Menschenrechtsverletzungen in der Reservation von Seiten der US-Verwaltung. Die Besetzung dauerte 71 Tage. Am 8. Mai kapitulierten die Aufständischen, nachdem sie von einem Großaufgebot von FBI-Agenten und Armee unter Beschuss genommen worden waren. Bei den Feuergefechten starben der Indianer Buddy Lamont sowie zwei FBI-Beamte.
Nach dem Ende der Besetzung wurden viele der AIM-Aktivisten und deren Unterstützer angeklagt und vielfach zu Haftstrafen verurteilt. Dem prominenten AIM-Sprecher Leonard Peltier, der zu seinem eigenen Bedauern an der Besetzung selbst nicht beteiligt war, wurde 1975 in einem anderen Zusammenhang der Mord an zwei Polizisten vorgeworfen. Obwohl Peltiers Schuld nie zweifelsfrei bewiesen werden konnte, wurde er schließlich 1977 zu zwei Mal lebenslänglicher Freiheitsstrafe verurteilt, und befindet sich bis heute in Haft. Verschiedene, auch internationale Kampagnen für die Freilassung Peltiers, der vielen als politischer Gefangener der USA gilt, blieben bislang ohne Erfolg.
(aus Wikipedia)
Weils in Nebraska nicht sooo spannend war, hier was aus der aktuellen Presse:
LITCHFIELD, Nebraska
Angus calf kicks up its heels — all six of them
The newborn black Angus calf romps about the central Nebraska farm just like the other calves.
Only this one has six legs, organs for both sexes and a surgically supplied rectum.
“He’s a real freak,” said Brian Slocum, who said the calf was born Sunday to one of his cows. “I’ve never seen anything like this before.”
The two extras — one a front leg, the other a back — come out the rear of the calf in the pelvic area. The longer of the two legs doesn’t quite reach the ground, and they don’t interfere with the calf’s mobility.
Born without a rectum, the calf was taken to a vet on Monday for the surgery.
A veterinary specialist for the University of Nebraska-Lincoln, David Smith, said the calf’s twin sexes indicate the embryos for what may have been fraternal twins likely fused during development, producing one calf with extra parts.
Such abnormalities are rare, said UNL beef specialist Rick Rasby.
“It doesn’t happen often, because I don’t hear about it often,” he said.
Such calves are usually plagued with internal problems and don’t live long, the cattle experts said.
But so far, Slocum said, the 80- to 85-pound calf bucks and plays like the others born to Slocum’s cow-calf operation.
“I’m curious to see what happens,” he said.
Terrific!
Phänomenal!
Georgous!
Einwandfrei!
Breathtaking!
Fantastisch!
Amazing!
Umwerfend!
Mindblowing!
Klasse!
Great!
Prima!
Beautiful!
Einwandfrei!
Fuckin’ damn cool!
…fast wie in Velbert!
Wieder mal eine kurze Zusammenfassung der letzten Meilen..
Wie angekündigt bin ich von Kansas nach Nordwesten über Omaha nach Nebraska gefahren.
Nebraska war … unglaublich langweilig.
Nicht dass es hässlich war – ganz im Gegenteil!
Aber es ging wirklich den ganzen Tag geradeaus durch Weiden und Felder, so dass die Nachricht von dem sechsbeinigen Kalb wirklich die Sensation des Tages war!
Je näher aber dann South Dakota am nächsten Tag kam, um so netter und abwechslungsreicher wurde die Landschaft.
Ein sehr beeindruckender Abschnitt war der Weg durch das Pine Ridge Lakota Reservat und ganz speziell Pine Ridge selbst.
So was habe ich noch nie gesehen – in der hügeligen, schönen Landschaft standen hunderte von kleinen, vergammelten, halbverfallenen Holzhäusern im Bungalowstil. Überall standen Autowracks rum, aus denen Öl oder Benzin lief und sich in schillernden Pfützen auf den Wiesen sammelte. Direkt an der Stadtgrenze war eine große Müllhalde auf der unzählige Hunde rumstreunten und der Wind blies den Abfall durch die Gegend, bis er in irgendwelchen Ecken liegen oder an den Zäunen hängen blieb.
Morgens um 11 lagen schon oder noch(?) Männer und Frauen betrunken auf den Gehwegen oder torkelten, vor sich hin brabbelnd durch die Stadt. An die Tankstelle war ein Cafe angeschlossen, dass ausschließlich mit Indianern ziemlich voll besetzt war und als ich eintrat, verstummten alle Gespräche, alle starrten mich schweigend an und niemand sprach ein Wort, bis ich den Laden wieder verlassen hatte – ein mehr als merkwürdiges Gefühl..
Die Arbeitslosenrate beträgt hier 70-80%, die Kriminalitätsrate ist mit die höchste des ganzen Landes.
Die Lebenserwartung liegt bei Frauen bei 48, bei Männern bei 52 Jahren – das ist niedriger als in Bangladesh..!
Ich habe nicht ein Foto gemacht, weil man sich hier auch als ‚unschuldiger’ Europäer beschissen fühlt, wenn man sehen muss, was aus Menschen wird, denen ‚unser’ System aufgezwungen wird und die damit nicht klar kommen.
Fast genauso beeindruckend war es in Wounded Knee – ein Ort im Reservat der dadurch zu trauriger Berühmtheit gelangt ist, dass hier am 29.12.1890 die 7. US Kavallerie 300 Lakota niedergemetzelt hat.
Mehr dazu ja in einem eigenen blog-post..
Im Vergleich zu allen anderen historischen Denkmälern an denen ich bisher war – und davon gibt es ja einige: „ Auf diesem Hügel hat sich Georg Washington um 16.40 seine Kappe (John Deere?) vom Kopf genommen, sich gekratzt und anschließend einen ‚Our Grande Cappucino Mocca-Chocolate Extra Tasty Honey flavoured with Cinnamon Big Doubble Portion’ getrunken!“ – ist es hier mehr als jämmerlich.
Auf einem winzigen Friedhof, mit zum Teil frischen Gräbern, steht ein kleiner Stein, auf dem in verwitternden Buchstaben die Geschichte von Wounded Knee erzählt wird.
Am Fuß des Hügels steht ein ‚Visitor Center’, das im Vergleich zu allen anderen Visitorcentern der USA ein Witz ist – mein Tante in Florida hat einen schöneren Gartenschuppen!
Bitter, wie die glorreichen Vereinigten Staaten von Amerika – Home of the free and land of the brave (white?) – mit den düsteren Kapiteln ihrer Geschichte umgehen…
Von Pine Ridge bin ich nach Norden gefahren – in die Bad Lands, die trotz ihres Namens und ihrer sonnenverbrannten und windverblasenen Kargheit eine eigentümliche Schönheit besitzen.
Sicherlich trägt dieser unglaublich tiefblaue Himmel, der in starkem Kontrast zu dem ausgedörrten, staubigen Boden steht, zu diesem Eindruck bei – bei schlechtem Wetter ist es hier bestimmt bad..
Der Himmel hier ist einfach Wahnsinn!
Schon mit einschränkendem Helm riesig, wird er in den helmlosen Pausen gigantisch – durch den rundherum absolut flachen Horizont entsteht hier eine Weite, wie man sie wohl sonst nur mitten auf dem Ozean findet.
Ein unbeschreibliches Gefühl unter diesem schier endlosen Himmel ganz alleine in der Prairie zu stehen und außer dem Wind kein einziges Geräusch zu hören oder für Stunden auf einer schnurgeraden Strasse auf den gleichförmigen Horizont zu zu fahren..
Ein unbeschreibliches Gefühl, aber auf jeden Fall unbeschreiblich großartig!
Im Bad Lands NP sehe ich dann auch die ersten Büffel – eine staubig sandige, mit tiefen Spurrillen unangenehm zu fahrende Schotterpiste führt in den abgelegeneren Teil des Parks und so stehen die Büffel auch recht nah am Weg und beäugen mich neugierig/argwöhnisch???
Auf jeden Fall ist so ein Büffel ganz schön groß und ich komm mir eingeklemmt zwischen meinem ganzen Gepäck ganz schön klein vor…
In den benachbarten Black Hills regnet es die nächsten zwei Tage – nur abends hört es kurz auf, so dass es für ein paar Nachtaufnahmen vom Mt.Rushmore reicht, zu dem ich kurz entschlossen noch einmal hochfahre.
Tagsüber im Regen verlieren die riesigen Granitköpfe ziemlich an Größe und Imposanz – auch das monumentale Crazy Horse Denkmal (Das Crazy Horse Monument wird – wenn es denn mal fertig wird – das größte Monument der Welt: 563 Fuß hoch und 641 Fuß lang!) ein paar Täler weiter kann mich mit meinen vollgelaufenen Stiefeln und klatschnassem Helminnenfutter nicht wirklich vom Sattel reißen.
Was mir sehr leid tut, denn das Visitor Center soll wirklich sehr gut und informativ sein – aber soo tropfend und frierend will ich nur weiter, raus aus den Bergen, der Höhe und dem Regen!
Nach ein paar weiteren Stunden bin ich trotz Regenkombi so durchgeweicht, dass ich nach Rapid City in ein Motel flüchte – heiße Dusche, heißer Tee, mit frischen Cookies ins warme Bettchen, Herr der Ringe 2 & 3!
Reisen in Amerika kann sooo schön sein!
Nachdem alles wieder getrocknet ist, geht’s am nächsten Tag bei strahlendem Sonnenschein nach Sturgis. Ende Juli, Anfang August treffen sich hier bis zu 100.000 Biker, doch jetzt liegt das Städtchen wie ausgestorben da und nur die zahlreichen Motorradläden, Tattoo- und T-Shirt Shops künden von besseren Zeiten.
Westlich von Sturgis steht der Devils Tower – ein 865 Fuß hoher, freistehender Berg, bzw. Der stehen gebliebene Lavakern eines Vulkans, der im Laufe der Zeit rundherum wegerodiert ist.
Viel schöner und bestimmt wahrer ist die Entstehungsgeschichte, die sich die Indianer erzählen:
Vor langer Zeit spielten sieben Indianermädchen in dem großen Wald, als sie plötzlich von einem riesigen Grizzly angegriffen wurden! Die Mädchen sprangen auf einen gerade mal 3 Fuß hohen Stein und flehten den Stein an, er möge sie retten. Der Stein erhörte das Flehen der Mädchen und begann sich aus dem zu erheben und empor zu wachsen. Der hungrige Grizzly wollte sich seine so scheinbar leichte Beute nicht entgehen lassen und begann wütend an dem Stein hinauf zu klettern. Doch der Stein wuchs immer weiter steil und immer höher in den Himmel zu wachsen, so dass die scharfen Klauen des Bären nur tiefe Rillen in dem Felsen hinterließen, er die Indianermädchen aber nicht erreichen konnte.
Was aus dem Bären wurde weiß man nicht, aber die Spuren seiner Krallen sind heute noch im Gestein sichtbar.
Die sieben Indianermädchen aber sind für immer in Sicherheit, hoch oben im Himmel, wo man sie nachts als sieben kleine Sterne sehen kann…bei uns sind das die Plejaden..
Durch den Süden Montanas ging’s wieder nach Westen – zum Little Big Horn.
Hier fand am 25.Juni 1876 die wohl bekannteste Schlacht der Indianerkriege statt, in deren Verlauf General Custer und seine 600 Männer von ca. 2000 Indianern der vereinigten Sioux-Stämme getötet wurden.
Obwohl Custer nach Einschätzung der meisten Historiker ein vom Ehrgeiz zerfressener Ignorant war und er diese Niederlage und den Tod seiner Männer durch seine Fehleinschätzung der Situation verschuldet hatte, gibt es hier ein schmuckes Visitorcenter, einen Nationalfriedhof und eine gehörige Portion Custer-Glorifizierung.
…der Kontrast zur Gedenkstätte Wounded Knee sagt viel über das heutige Verhältnis zwischen Indianern und Weißen..
Von Laurel – von wo ich zum ersten Mal den schneebedeckten Rücken der Rocky Mountains in der Ferne gesehen habe! – geht es am nächsten Tag nach Süden und ich versuche durch den Nordosteingang in den Yellowstone Park zu kommen, doch der ist noch geschlossen, da auf dem zu überquerenden Pass noch zu viel Schnee liegt.
So fahre ich über Cody, wo das Andenken an William F. Cody – besser bekannt als Buffallo Bill – gnadenlos ausgeschlachtet wird zum Osteingang des Parks.
Die Landschaft ändert sich schlagartig hinter dem Gate und nach einer knappen Meile sehe ich den ersten Elch in einem kleinen See stehen!
Die Strasse führt immer weiter und höher in die Berge hinauf, durch vom großen Waldbrand 2003 zerstörte Wälder und plötzlich liegt der größte Bergsee der Welt, der Yellowstone Lake vor mir – noch dick zugefroren und nur an den Stellen wo heiße Quellen in den See fließen kann man das tiefblaue Wasser sehen.
Es ist schweinekalt hier im Wind, der genau über den ganzen See in meine Richtung bläst und ich verstehe, warum außer mir kein Mensch zu sehen ist.
Auf der kleinen Strasse, die in Form einer 8 durch den ganzen Park führt fahre ich nach Norden – da soll schon ein Campground geöffnet sein – normalerweise liegt zu dieser Jahreszeit noch dick Schnee hier im Park. Erst Ende Mai fangen all die Camps, Hotels und Souvenirshops an, sich auf die Touristenscharen des Sommers vorzubereiten – bis zu 30.000 Besucher kommen PRO TAG im Sommer!
Am Nordeingang finde ich wirklich einen Campground und mit einem schönen Lagerfeuer lässt es sich auch bei diesen Temperaturen aushalten!
Insgesamt war ich sechs Tage im YNP und es war einfach unglaublich toll!
Bei perfektem Wetter durch den Park zu cruisen, all die Tiere, Geysire, Flüsse, Seen… zu sehen, alleine einen kleinen Trail zu hiken – dabei immer diese Mischung aus Angst und Neugier einen Bären zu treffen, abends unter einem strahlenden Sternenhimmel ein Steak am offenen Feuer zu grillen – all das genauer zu beschreiben würde ein ganzes Buch füllen und wäre doch nur ein müder Abklatsch…
Also belass ich es bei diesen Zeilen – die Fotos im Album sprechen ja für sich!
Jetzt bin ich in Jackson Hole, südlich des Teton NP, der sich direkt an den YNP anschließt.
1998 war ich schon mal zum Skifahren hier und es ist schön, das kleine, wenn auch touristische, so doch liebevoll im alten Westernstil erhaltene Städtchen im Sommer zu sehen.
Ich sitze in der Million Dollar Bar auf einem Sattel als Barhocker, vor mir in der Bar eingelassen die namensgebenden Silberdollar, ein paar Jungs spielen Billard, ein paar Cowboys tanzen Squaredance mit ihren Mädchen, trinke mein Miller und denke an den heutigen Morgen zurück.
Ich war reiten und bin mit Michael, einem Cowboy des A-OK Corrals durch die Hügel und Wälder südlich von Jackson geritten und hatte die Ehre, der erste Gast des Jahres zu sein.
Immer noch habe ich diesen süßlich herben Geruch der Pferde und des Leders in meiner Nase, höre das Knarzen des Lederzeugs im Rhythmus der Bewegungen des Pferdes und das gleichmäßige Klackern der Hufe auf dem steinigen Boden… whow!
Ein großartiges Erlebnis mit nur einem PS unterwegs zu sein, wieder einmal anders diese traumhaft schöne Welt um mich herum wahrzunehmen und wieder ein weiterer Höhepunkt auf dieser bisher absolut fantastischen Reise!
Seit zwei Stunden fuhr er jetzt schon auf dieser Strasse Richtung Westen.
Er war heute Morgen in Kansas City losgefahren und hatte die Interstate nach Norden, nach Omaha genommen. Er hatte diesen, wenn auch eintönigen, so doch schnellen Weg gewählt, da es keine sinnvolle Alternative gab und er in seinem Reiseführer und Karten auch keine besonders sehenswerten Dinge entlang der Strecke entdeckt hatte.
In Omaha angekommen hatte er sich bei einem BMW Händler Motoröl gekauft und noch auf dem Parkplatz vor dem Laden ein wenig davon nachgefüllt.
Später kaufte er in einem anderen Laden in Omaha Reiniger und Öl für seinen Luftfilter und abends in seinem Motel angekommen, hatte er den Filter über dem Waschbecken ausgewaschen und am Morgen wieder frisch eingeölt eingebaut.
Er war jetzt fast 6.000 Meilen gefahren und wenn er seine Maschine nicht zu einer Werkstatt bringen wollte, musste er sich selbst um einige Dinge kümmern.
Die Strasse machte eine Kurve. Endlich. Er musste nicht lenken sondern einfach nur dem Wind nachgeben und sich in die neue Richtung tragen lassen.
Seitdem er in Norfolk nach Westen abgebogen war und auf dieser Strasse fuhr, hatte er mit dem böigen Südwind zu kämpfen, der wütend an ihm zerrte und von der Strasse zu schieben versuchte.
Jetzt, nach der Kurve hatte er Rückenwind und das laute Brausen um seinen Helm verschwand und er sah, dass er schneller fuhr, ohne den Gashahn weiter aufgedreht zu haben.
Er bewegte sich hin und her und versuchte seine verkrampften Rückenmuskeln zu lockern, die durch das permanente Schiefsitzen, um das Motorrad in den Wind zu legen verkrampft waren.
Er drehte den Kopf von links nach rechts, um seinen Nacken zu dehnen und betrachtete die Landschaft, wie sie quer an ihm vorbei flog.
Seit Norfolk war die Landschaft, durch den ihn die Strasse führte von gleich bleibender Langweiligkeit.
Entweder fuhr er an einem Feld oder einer Weide vorbei.
Die Felder waren groß und erstreckten sich bis zu der Hügelkette, die sich im Abstand einiger Meilen parallel zur Strasse entlang zog.
Er wusste nicht, was dahinter lag.
Nie fuhr er über eine Anhöhe, die es ihm ermöglicht hätte, über die Hügelkette hinwegzublicken.
Wenn die Hügelkette abflachte, erstreckten sich die Felder gierig in die sich bietende Bresche und schienen bis zum Horizont in das dahinter liegende Land vorzudringen.
Die Strasse machte erneut einen Bogen und er fuhr wieder genau nach Westen.
Sofort begann der Wind wieder an ihm zu zerren und zu schieben und er drückte die Maschine mit der linken Hand, bis er die Schräglage erreicht hatte, die ihn geradeaus fahren lies.
Ein Truck kam ihm entgegen.
Er war bis über das hohe Führerhaus mit Heurollen beladen, zwei über-, zwei neben- und zwölf Ballen hintereinander.
Die Druckwelle des Lasters traf ihn wie ein Schlag vor die Brust und seinen Helm und die Maschine machte einen Schlenker nach rechts. Er war darauf vorbereitet gewesen – ständig kamen ihm diese riesigen Überlandtrucks hier draußen entgegen und trotzdem konnte er den Druck nicht vollkommen auffangen.
Es war nicht schlimm, da er sich jetzt im Windschatten des Lasters befand und das Motorrad durch seine Schräglage sofort wieder nach links zog, um sofort wieder nach rechts gedrückt zu werden, als der Laster an ihm vorbeigeschossen war. Rechts, links, rechts. Wie jedes Mal, wenn ihm eines dieser Ungetüme entgegenkam.
So ein bisschen war das hier wie beim Surfen, dachte er. Wenn man ein zu großes Segel gewählt hat und überpowert ist. Wenn einem der Mast bei jeder Bö entgegenkommt und man voll im Trapez hängt und trotzdem mit dem einen Arm den Mast von sich wegdrücken muss und vom Wind nach oben gerissen wird, bis man das Segel auffiert und sich wieder ins Trapez hängen kann. Genauso spielte er jetzt mit dem Wind, legte sich weich gegen die Böen und lies sich über den Asphalt tragen. Nur dass das hier kein Spiel ist, dachte er, denn wenn er hier einen Fehler machte, würde er nicht nur nass werden, sondern seine Reise ein abruptes Ende finden.
Er fuhr jetzt wieder an einer Weide vorbei. Eigentlich mehr einem Schlammplatz, denn die Rinder hatten jedes bisschen Grün vertilgt und etwaige Reste in der matschigen Erde zertrampelt.
Er verzog das Gesicht, als ihm der scharfe Geruch des Rindermistes in die Nase stieg.
Trotz des Windes konnte er es riechen.
Entweder fuhr er durch den Gestank einer Rinderfarm oder den eines frisch gedüngten Feldes.
Und blies der Wind den Gestank des Feldes neben ihm weg, so trug er nur den eines dahinter liegenden, ebenso übel riechenden Feldes mit sich.
Auf den matschigen Weiden standen hunderte von Rindern. Fast alle schwarz, nur hier und da mal ein Braunes oder noch seltener ein Weißes.
Alle paar Meilen standen auf kleineren und grüneren Weiden Kühe mit ihren Kälbern oder auf Anderen schwarze Stiere mit starken Nacken und großen Buckeln.
Die Kühe schauten nicht zu ihm, wenn er an ihnen vorbeifuhr und die Kälber dösten vor dem Wind geschützt, flach an den Boden gedrückt.
Doch die Stiere sahen zu ihm hin und er hatte das Gefühl, dass sie ihn wütend anstarrten und dafür hassten, dass er so frei an ihnen vorbeifliegen konnte, während sie in ihren kleinen Koppeln eingesperrt warten mussten, wieder zu ihren Kühen zu dürfen oder geschlachtet zu werden. Black Angus, medium rare.
Der Sonne gelang es mittlerweile nur noch selten eine Lücke in der näher rückenden Wolkenfront zu finden und bald schon fuhr er unter den bleigrauen und Tiefhängenden Wolken entlang. Hinter diesem ersten Streifen der Front türmten sich dunkel blau graue Wolkenberge auf, die ein übles Unwetter versprachen.
Zum Glück konnte man hier soweit sehen, dachte er. Vielleicht schaffe ich es noch, nicht nass zu werden.
Er fuhr jetzt schneller, knapp 80 Meilen in der Stunde und hoffte, dass der zuständige Sheriff etwas besseres zu tun hatte, als hier mit seiner Radarpistole zu lauern.
Der Wind unter den ersten Wolken war stärker und er musste sich noch weiter nach links lehnen.
Er verringerte die Geschwindigkeit und rollte durch die kleine Stadt. Knapp zwanzig Häuser, eine Tankstelle, zwei Reparaturbetriebe und der unvermeidliche Gemeinschaftskornspeicher – fünf dosenähnliche, große Aluminiumbehälter mit einem noch größeren Silo in der Mitte.
Hinter der Stadt beschleunigte er die Maschine wieder auf das vorherige Tempo.
Es war so unglaublich langweilig hier zu fahren, dass er fast froh über das schlechte Wetter war.
Es war nicht hässlich. In dem fahlen Licht, der unter den Wolken entlang scheinenden, tiefstehenden Sonne lag die Landschaft seltsam unwirkliche und schön mit ihrem sandigen, hellen Boden. Aber es war langweilig, da sich seit Stunden dasselbe Bild links und rechts bot.
Der Akku seines ipods war leer und er hatte keine Lust das Ladekabel aus dem Topcase zu kramen.
Um sich abzulenken hatte er angefangen, sich diese Geschichte von dem Mann und seinem Motorrad zu erzählen.
Vielleicht würde er sie mal aufschreiben.
Vielleicht war es ja aber nur ein erstes Anzeichen dafür, dass er durchdrehte, wenn er über Stunden mit sich selber sprach.
Ein Truck. Rechts, links, rechts.
Diesmal ruppiger und härter. Der unter den jetzt tiefdunklen Wolken an Stärke zugenommene Wind ließ das Spielerische verschwinden und machte das Fahren ernster.
Er hatte nicht den Eindruck, dass er einen Koller bekam, dachte er, den letzten Gedanken wieder aufnehmend.
Bis jetzt war er immer nur kurze Zeit alleine gewesen. Irgendwie hatte es sich immer ergeben, dass er sich mit jemandem aus seiner ‚amerikanischen’ Familie getroffen hatte. Doch das hatte jetzt ein Ende so weit nordwestlich wie er mittlerweile war. Das nächste bekannte Gesicht würde er in Alaska sehen, wenn er sich mit einer Freundin dort treffen würde, die schon immer mal nach Alaska wollte und diese Gelegenheit wahrgenommen hatte, nicht alleine reisen zu müssen.
Doch das war erst in eineinhalb Monaten.
Er fragte sich, was er sich bis dahin wohl noch alles selbst erzählen würde.
Die ersten Tropfen klatschten vor das Windshield und auf seine Arme. Er zog den Reißverschluss seiner Jacke zu und schob die Ärmel wieder nach unten. Wenn es warm genug war, fuhr er immer mit hochgeschobenen Ärmeln und mittlerweile waren sein Unterarme fast so braungebrannt wie seine Hände.
Da, wo die Regentropfen seine Handrücken trafen erschien die Haut noch eine Spur brauner.
Es blitzte.
Er hielt in der Einmündung eines Feldweges an, stellte den Motor ab und stieg von dem Motorrad.
Oben auf seinem Topcase hatte er seinen Regenkombi festgeschnallt und nun zerrte er ihn unter den Spanngummis hervor. Der Wind riss an dem Stück Plastik als wolle er ihm diesen Schutz entreißen, um ihn besser dem Regen ausliefern zu können.
Er stellte sich in den Windschatten der Maschine und zwängte sich in den Kombi.
Mittlerweile prasselten dicke Tropfen auf ihn herab und schlugen kleine Krater in den Staub des Feldweges.
Er zog jetzt seine Handschuhe an und kletterte, durch die vielen Schichten in seiner Bewegungsfreiheit behindert, mühsam wieder auf die BMW.
Er schloss das Visier seines Helmes und augenblicklich konnte er nichts mehr durch die sofort beschlagende Scheibe sehen. Er öffnete das Visier einen Spalt und wischte mit dem Zeigefinger innen an der Scheibe entlang.
Jetzt war es etwas besser, doch der Regen war mittlerweile so dicht, dass er ohnehin kaum noch 60 Fuß weit sehen konnte.
Der Wind war jetzt so stark, dass die Wassertropfen auf dem Windshield und dem Visier ungeachtet des Fahrtwindes quer von links nach rechts liefen.
Er musste sich selbst und das Motorrad so schräg nach links legen, dass er das Gefühl hatte, mit hoher Geschwindigkeit durch eine endlos riesige Kurve zu fahren.
Er fuhr jetzt in der Mitte der Strasse, weil er Angst hatte, sonst bei einer Bö rechts im Strassengraben zu landen.
Wozu macht man so was, fragte er sich.
Warum tut man sich so was an?
Warum hatte er sich für eine so lange Motorradtour entschieden und nicht, wie jeder andere für eine bequeme Tour mit dem Wohnmobil oder einem kleinen Bus?
Einige Vorteile waren natürlich klar, aber genauso offensichtlich waren die Nachteile und Gefahren.
Warum musste es das schwierigere, gefährlichere, außergewöhnlichere sein?
War es nur der Beachtung wegen?
Um sein Selbstwertgefühl zu steigern, sein Ego aufzupolieren?
Sich wichtiger, toller fühlen, weil er – ach, was für ein toller Kerl – sowa…
Im letzten Moment sah er den Truck aus der grauen Masse vor ihm herausrasen und er riss die Maschine nach rechts. Wild schlingernd schoss er durch die, von dem Truck aufgewirbelte Wasserwand und schwer klatschte das Wasser vor seinen Oberkörper und ein Schwall ergoss sich durch den Visierspalt in sein Gesicht.
Er spürte wie ihm der Schweiß aus den Poren trat, als die Hitzewelle des vergehenden Schreckens durch seinen Körper floss. Verdammt, war das kapp, dachte er. Was heißt ‚Kein’ auf Lakota? Non-hoka-hey! – Kein guter Tag zum Sterben heute…
Er fuhr jetzt langsamer, aber das funktionierte gar nicht und die Maschine war nicht auf der Strasse zu halten.
Die erforderliche Schräglage um dem Wind zu trotzen, konnte er ohne die stabilisierende Kurvenfliehkraft nur bei größerer Geschwindigkeit erreichen.
Wohl oder übel musste er wieder schneller fahren und grimmig drehte er den Gasgriff auf – na schön, wie Du willst.
Fast blind jagte er die Maschine in das Grau vor ihm.
Die Sonne schien schon lange nicht mehr unter den Wolken hindurch und es wurde schnell dunkler.
Er schaltete seine Zusatzscheinwerfer ein, die zwar nicht seine Sicht verbesserten, aber er hoffte, dass man ihn dann wenigstens besser sehen könne.
Er dachte jetzt nicht mehr darüber nach, warum er dies hier machte oder über die Frage, warum er so gerne reiste, sondern konzentrierte sich nur auf das Fahren.
Er hatte sich diese Fragen im Laufe seiner Reise schon oft gestellt – Neugier?
Weglaufen? Vor was?
Was hatte man davon, fremde Berge, Seen oder Flüsse zu sehen?
Einen Bären im Fluss fischen zu sehen?
All das gab es einfacher und sicherer im Fernsehen.
Aber was war es dann?
Warum reiste er?
Er hatte beschlossen seine Freunde zu hause danach zu fragen, vielleicht eine Diskussion in seinem blog anzuregen.
Fast alle hatten zum Abschied gesagt, dass sie ihn beneiden würden – also warum verspürten auch sie diesen Drang in die Ferne?
An all das dachte er jetzt nicht mehr sondern nur an das Hier und Jetzt.
Er versuchte die Windböen zu erahnen, die Maschine auf der Strasse zu halten und er starrte in die Dunkelheit vor ihm, in die seine Scheinwerfen nur eine schmale Schneise schnitten und die nur in kurzen Abständen von grell zuckenden Blitzen fahl erhellt wurde.
Seine Stiefel waren mittlerweile vollgelaufen und er spürte das Wasser zwischen seinen Zehen schwappen.
Er dachte wieder einmal an die BMW Designer in München und fragte sich, wie man einen Motorradstiefel konstruieren konnte, der absolut nicht wasserdicht war.
Er hatte sich nach dem Regenerlebnis in Orlando in einem Baumarkt Silikon gekauft und alle Nähte damit verschmiert, aber da das Wasser jetzt fast 4 Inches hoch auf der Strasse stand und sein Vorderrad beständig eine Welle gegen seine Füße schleuderte, hatte diese Maßnahme nur kurzfristig dem Wasser standgehalten.
Auch sein Helminnenfutter war nass und er fühlte, wie der Regen seinen Hals hinablief und seine Brust und Rücken nass werden ließ.
Er war jetzt mitten unter dem Gewitter und plötzlich schlug etwas schmerzhaft auf seinen Oberarm.
Wieder.
Und wieder.
Es hagelte.
Als würde jemand einen großen Eimer mit Murmeln umkippen, so prasselten die knapp zentimetergroßen Hagelkörner auf ihn.
Die Strasse lag jetzt voller Hagel, schimmernd weiß vor ihm und vorsichtig ließ er das Motorrad wackelig in einem Feldweg ausrollen.
Er stieg ab und kauerte sich neben die BMW auf den Boden, ein wenig Schutz im Windschatten der großen Maschine suchend.
Die Hagelkörner knallten laut auf seinen Helm und am nächsten Tag hatte er zahlreiche blaue Flecken auf seinen Armen gesehen, da wo keine Protektoren in seiner Jacke eingenäht waren.
Er grinste – WAS für ein Unwetter!
Die Blitze flammten jetzt nah durch die Dunkelheit und augenblicklich krachte ihr Donner mit ohrenbetäubendem Knall hinterher.
Noch immer grinsend wurde ihm klar, dass er wahrscheinlich weit und breit die höchste Erhebung in dieser Gegend war und er setzte sich 20 Fuß entfernt von dem Metallhaufen seiner Maschine in den etwas tiefer gelegenen Strassengraben.
Er versuchte sich an die Wahrscheinlichkeit von einem Blitz getroffen zu werden, zu erinnern, aber alles was ihm einfiel, waren Vergleiche, die weniger wahrscheinlich waren.
Im Lotto zu gewinnen.
Von einem Bären angefallen zu werden.
Super, und was nützte ihm das jetzt..?
So plötzlich wie der Hagel angefangen hatte, so hörte er auch wieder auf.
Der Regen war jetzt nur ein sanftes Nieseln, das den Hagel auf der Strasse schmelzen ließ.
Er stieg wieder auf sein Motorrad und merkte beim Hinsetzen, dass mittlerweile sogar seine Unterhose nass war.
Er fröstelte, zog die nassen Handschuhe aus und schaltete die Griffheizung an, deren Wärme wohltuend seine kalten Hände auftaute,
Die sanfte Brise trieb die letzten Wolkenfetzen dem am Horizont noch immer tobendem Gewitter hinterher und die letzten Meilen nach Rushville legte er unter einem strahlenden Sternenhimmel zurück.
Als er vor dem kleinen Motel abstieg, quitschend in seinen wasservollen Stiefeln neben seinem Motorrad stand und seinen Helm abnahm, musste er laut lachen.
Und vollkommen ruhig und zufrieden, jeder Frage entbehrend, stapfte er glücklich zu dem warm leuchtenden Fenster der Rezeption.
Also – warum reist ihr…???
Idaho
Von Jackson ging’s über die Berge und einen netten Pass nach Westen, nach Idaho.
Nachdem ich die Rocky Mountains verlassen hatte wurde es schlagartig langweilig - hinter Idaho Falls sogar noch schlimmer als in Nebraska!
…und das will was heißen!
Wieder mal nicht unschön - aber es gab einfach nichts zu sehen - was ja manchmal ganz nett sein kann, aber alleine auf einem Motorrad auch nicht gerade besonders unterhaltsam ist. Nach einer Weile bekommt man den Eindruck, als wenn man selbst gar nicht in Bewegung ist, sondern alles um einen rum langsam an einem vorbei gleitet..
Später hab ich dann gesehen, warum es da nicht mal Weiden, geschweige denn menschliche Behausungen gab - ich bin schön durch ein atomares Testgelände gefahren!
Ich hab gestrahlt, als ich das bemerkt hab!
Zum Glück, war es aber kein Testgelände für Bomben - da fahr ich erst in Arizona durch! - sondern für Reaktoren, wie mir ein freundlicher Idahoianer erklärte, den ich am (stillgelegten) ersten Atomkraftwerk der USA getroffen hab.
Außerdem wurden hier einen atomare Lok und ein atomares Flugzeug entwickelt und das erste atomare U-Boot gebaut - mitten in der Prairie..
Irgendwann kam ich dann aber zum Crater of the moon NP - und ab da war Idaho klasse!
Der Cotm NP ist Vulkangebiet und auf Meilen sieht man nur schwarzbraunrote Lava und Asche!
Mittlerweile wächst da wieder ne ganze Menge und in den Bäumen tummeln sich die diversen Hörnchen, die gerne mal auf dem Campingplatz vorbeischauen und sich zum Frühstück einladen..
In Hailey ging’s dann in die Berge - Bruce Willis hab ich in diesem netten Westernstädtchen zwar nicht getroffen, aber angeblich soll ihm mittlerweile der halbe Ort gehören. Allerdings haben mich viele für Bruce gehalten - was ein Haarschnitt so ausmachen kann…
In Sun Valley, einem ziemlich mondänen Skiörtchen, hab ich dann mal eine Runde Alaska-Training eingelegt und bin 50 Meilen holpernd und polternd über eine heimelige Schotterpiste durch den Wald gekurvt - Reifen heile, Koffer noch alle dran - super!
Nein, im Ernst - es hat einen Riesen Spaß gemacht - ganz alleine, den ganzen Tag keine Menschenseele getroffen - Riesig!
Abends war ich in Boise - die am schnellsten wachsende Stadt in Idaho - sehr unterhaltsam, was man da alles geboten bekommt!
Am nächsten Tag dann wieder Outdoor pur!
Beim Frühstück im Saloon hatte mir ein Cowboy einen Tipp gegeben - und so bin ich drei Tage lang durch die Wälder gekurvt, über Strassen, die bei uns maximal als Wanderwege durchgehen würden, bin manchmal an schneebedingten Straßensperren gescheitert, hab mich durch Staub und Matsch gewühlt, hab die ganze Zeit keinen Menschen, dafür aber Rehe, Schweine, Kühe, Hirsche, Biber und Adler gesehen, hab an kleinen Bächen gepicknickt und an großen Seen gestaunt.
Hab mitten im Wald gezeltet, am Feuer meinen Eintopf gekocht, hab nach Bären gespäht, bin beim Rauschen des Baches eingeschlafen und von einem Hörnchen geweckt worden.
War mal kurz in Oregon, hab den tiefsten Canyon Amerikas gesehen und bin rutschend und schlingernd den schmalen Schotterweg in den Hells Canyon runter gefahren.
Bin 200 Meilen an demselben Fluss entlanggefahren, der mal ruhig an mir vorbei glitt und mal wild und weiß über Stromschnellen an mir vorbeisprudelte.
Hab mich tot geschwitzt und bin vor Kälte schlotternd im Schneetreiben über den Lolopass gefahren.
…ich hab ne Menge von Idaho gesehen..
Ein großartiger Staat!
Aus dem Schnee Idahos bin ich nach Montana geflüchtet – nach Missoula.
Hier hab ich endlich mal einen Ölwechsel machen und die Ventile neu einstellen lassen. Außerdem war der hintere Bremssattel runter, aber jetzt ist mein kleines Moto wieder topfit!
So gerüstet und mit meiner ersten eigenen Angel ausgestattet, ging’s nach Norden nach Kallispell.
Von hier hab ich ein paar Trips in den Glacier NP gemacht – durchfahren ging leider nicht, da ein Erdrutsch die Strasse mitgenommen hat..
Auf der Ostseite habe ich im Visitorcenter Reto getroffen – einen supernetten Schweizer aus der Nähe von Luzern, der unverschämte 7 Monate hier drüben ist – einschließlich Stippvisite in Hawaii und endlosem Skifahren in den kanadischen Rockies!!
Da keiner von uns alleine von einem Bären gefressen werden wollte, haben wir beschlossen, am nächsten Tag zusammen zu hiken und gemeinsam am Many Glacier Campground zu übernachten.
Die Wanderung zum Iceberg Lake war fantastisch – einschließlich Regenschauer auf dem Rückweg und Tiefschneestapfen am noch zugefrorenen See.
Da auch unsere vereinten Anglererfahrungen (..wo ist denn vorne an so ner Angel?) nicht das erwünschte Abendessen einbrachten, gab’s dann Steak aus dem Saloon zum Abendessen – am Abend vorher hatten wir schön Nudeln mit allem Drum und Dran am Lagerfeuer!
Am nächsten Morgen habe ich Reto sehr um seinen Schlafplatz in seinem Van beneidet, denn mein Zelt war schön mit Schnee bedeckt! Ziemlich kühl und vor allem ziemlich nass!
Schlingernd und rutschend bin ich dann wieder alleine weiter nach Norden.
Bei dem Wetter fiel der vorläufige Abschied von den USA nicht schwer und nach erträglichen Grenzformalitäten begrüßte mich Canada mit strahlendem Sonnenschein!
Mittlerweile bin ich in Calgary, wo es mir sehr gut gefällt – vor allem bei knapp 25 Grad und Sonnenschein!
Morgen geht’s wieder in die Berge – Banff, Lake Louise und Jasper locken!
66 Tage.
15.124 km
Etwas über ein Drittel meiner Zeit hier drüben ist rum.
Noch knapp zweimal so lange bin ich noch hier.
Unfassbar – New York ist schon ewig her!
Wenn ich mein Tagebuch durchblättere, kann ich es selbst kaum glauben, dass ICH das alles erlebt und gesehen hab!
Bis jetzt war alles einfach unglaublich schön und beeindruckend, alles hat gut geklappt, keinerlei Probleme oder Schwierigkeiten, weder mit dem Motorrad noch sonst irgendwie.
Ich habe nur nette und hilfsbereite Menschen getroffen und durchweg positive Erfahrungen gemacht.
Natürlich habe ich nicht nur schönes gesehen – und vieles davon hat mein Bild von Amerika verändert.
Ich weiß nicht, ob ich mich verändert habe.
Ich habe viele neue Gedanken und Ideen gehabt – aber ich weiß nicht, ob das schon für eine Veränderung reicht.
Dazu beigetragen haben sicherlich auch die vielen mails, die ich erhalten – oder auch nicht erhalten habe…
Wie ich schon in einer meiner ersten blogs geschrieben habe:
„Man relativiert sich selbst – was ist wirklich wichtig an diesem Leben hier?“
Insgesamt ist diese Reise auf jeden Fall eine unglaublich tolle Erfahrung, die ich auf keinen Fall missen möchte.
Ich freu mich auf die nächsten vier Monate!!!
Das war also Canada fürs erste.
Ich hab ja nun nur einen ganz kleinen Streifen von diesem riesigen Land gesehen, aber schon hier haben sich alle Canada-Klischees voll erfüllt!
Aus dem Glacier NP kommend ging’s erstmal parallel zu den Rocky Mountains schnurgerade nach Norden.
Was für mich so faszinierend an diesen Bergen ist - es sind nicht die Berge im Einzelnen - die unterscheiden sich nicht wirklich vom Alpenhauptkamm. Aber was wirklich beeindruckend ist, dass die Rockies fast übergangslos aus der Prairie auf ihre volle Höhe emporwachsen - kein Allgäu oder so - flach, ZACK!, Hochgebirge!
Und das andere - im wahrsten Sinne gigantische - ist die enorme Ausdehnung dieses Gebirgszuges!
Man weiß, dass man 1000 Meilen nach Norden und Süden einfach immer entlang dieser Berge fahren könnte - und das ist mit europäischen Maßstäben einfach nicht greifbar..
Die Nationalparks rund um Banff, Jasper und Lake Louise waren sehr beeindruckend.
Mitten in den Bergen, nur (und auch leider) von einem Highway durchzogen gab’s auch hier Bären, Dickhornschafe, Rehe und Hirsche - immer noch und immer wieder ein Erlebnis all diese Tiere in freier Natur zu sehen!
Und die Landschaft - hier gibt’s alles was man will: ruhig gurgelnde kleine Bächlein, die durch Bergwiesen mehr rinnen als fließen, rauschende Gebirgsbäche, die polternd Steine und Stämme mit sich reißen, klare, ruhige Bergseen, in denen sich Gletscher und Gipfel spiegeln und gletscherschlifftrübe, eiskalte aber warm türkis leuchtende Gletscherseen.
Dichte, undurchdringlich dunkle Nadelwälder, lichte Birkenwäldchen, karge, windgekrümmte Kiefernfelder, steinige Geröllwüsten und frisch leuchtende Blumenwiesen.
Einsame Trails, auf denen man für Stunden niemanden trifft, Points of Intrests mit camperüberlaufenen Parkplätzen, unter Tannen schattig liegende Campingplätze und japanerüberlaufende Touristenorte wie Banff.
Und auch hier habe ich wieder viele nette Menschen getroffen - gleich zweimal Gabi und Michael aus Mönchengladbach, die hier mit dem Camper rumcruisen (zum ersten Mal!) und mit Radios und Heizungen zu kämpfen haben! (Sorry!), die beiden schwäbischen Johannas, die zu Fuß in Flip Flops oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, sich Reis in Hostels vorkochen und deren größten Ausgaben wohl den Posten Ziplock-Tüten betreffen, Arthur aus Holland, der für ein Naturschutzprojekt fotografiert und eine wirklich sehenswerte Homepage hat : www.project-canada.com
..und natürlich die vielen Canadier und Amerikaner, die hier arbeiten oder Urlaub machen!
Calgary und Edmonton sind die größten Städte weit und breit in Alberta.
Und so nett es war, die Annehmlichkeiten einer Stadt zu genießen, so völlig fremd und fehl am Platz habe ich mich nach den ganzen letzten Wochen in Kleinstädten und vor allem in der Natur gefühlt.
In Edmonton habe ich seit New York das erste Mal einen Aufzug benutzt und war höher als in der zweiten Etage!
Mehr als 5 Autos auf der Strasse vor mir!
Ein Stau! - Aaaaaah!
…ich glaub, wenn ich wieder zurückkomme, bin ich für die Zivilisation völlig versaut!
Großartig!
In Edmonton gab’s fürs Moto neue Reifen und mit denen ging’s dann in drei Tagen über Dawson Creek, Watson Lake und Whitehorse 2580 km nach Dawson City - auf dem perfekt ausgebauten Alaska Highway kein Problem!
Dawson ist ein super schöner, im alten Goldgräber-Stil erhaltener Ort im Yukon Territory.
Mitten durch den Ort fließt der Yukon und da es keine Brücke gibt, verkehrt die Fähre rund um die Uhr - 24/7!
In Dawson habe ich Tess - eine in Budapest lebende Holländerin getroffen, die mit soo viel Gepäck zu Fuß unterwegs ist, wie ich noch niemanden gesehen habe! …nach Dawson ist sie als Anhalterin gekommen - auf einem Schiff den Yukon runter!
Zusammen haben wir bei dem unglaublichsten Hostel eingecheckt - hier sagen Bilder wirklich mehr, als 1000 Worte (www.yukonhostels.com)
Am nächsten Morgen ging’s dann über den Top of the world Highway die vorerst letzten Kilometer durch Canada Richtung Alaska und nach knapp 20.000km in Nordamerika stehe ich endlich an dem kleinen Grenzhäuschen…
Die Welt ist voller schöner Dinge und es ist wirklich wichtig, dass jemand sie findet.
P. Langstrumpf
Ich habe eines dieser Dinge gefunden - ich war an der Prudhoe Bay.
Über 800km auf dem Dalton Highway von Fairbanks nach Deadhorse.
Auf 400km keine Tankstelle, kein Service, keine Telefone, keine Funknetzabdeckung.
Grobe Schotterpiste, Sand, tiefer Kies, spitze Gesteinsbrocken und glitschig klebrige Matsche.
In alle Ritzen dringender Staub, zerstörerischer Steinschlag vorbeirasender Trucks, eimertiefe Schlaglöcher und Holzbrücken mit fehlenden oder hochstehenden Planken, alles verklebender Schlamm.
Myriaden von Moskitos, böig stürmischer Wind, eiskalter Nebel und schneidende Kälte.
Und trotz all diesem - eines der besten Dinge, die ich je in meinem Leben gemacht habe.
Objektiv betrachtet ist es sicherlich eines der vielen schwachsinnigen Dinge, die man auf diesem Planeten machen kann - so was wie auf einen einsamen Gipfel steigen vielleicht.
Alles was es am Ende zu sehen gibt, ist eine Ölförderstelle mit all ihren technischen Einrichtung, die man aber nur nach Voranmeldung besuchen kann.
Deadhorse - der Ort, der in der Prudhoe Bay liegt - besteht aus einem Generalstore, eine Zapfsäule und einem Hotel, das von jeder Bundeswehrkaserne weit in den Schatten gestellt wird.
Natürlich führt die Strecke auch durch eine wundervolle Landschaft - man passiert die Brooks Range und den höchsten Straßenpass Alaskas, überquert den Yukon auf seiner einzigen Brücke in Alaska, fährt durch Wälder, vorbei an Seen und Bächen. Durchquert die Tundra, wo der Boden bis in einer Tiefe von 600m immer gefroren ist und nur die obersten paar Zentimeter im Sommer auftauen.
Man sieht natürlich Bären, Elche, Wapitis, komisch rennende Caribous und mit etwas Glück auch Moschusochsen.
Doch auch das kann man einfacher im Denali NP sehen und rechtfertigt nicht wirklich, sich diese Mühe zu machen und sich den Gefahren dieser Strasse auszusetzen. (Ein Fahrer, den ich unterwegs getroffen habe war zum Beispiel für nur einen Moment unaufmerksam, kam in lockeren Kies, stürzte und hat einen Schaden von sicherlich 2000 $ an seiner BMW produziert - zum Glück hat er sich nur die Schulter geprellt und konnte weiterfahren.)
Jeder, der noch nicht da war fragt, was man da wolle..
Die, die schon mal selbst da hochgefahren sind, wissen es..
Nirgendwo offenbart sich die so oft bemühte Weisheit “Der Weg ist das Ziel” so sehr wie hier.
Ich habe Monate zu hause geplant und bin genau (mich ein wenig abergläubisch werdend lassende) 22.267km durch den amerikanischen Kontinent gefahren - immer mit dem Gedanken “Ich fahre zur Prudhoe Bay!”
Ich bin durch unbeschreibbare Schönheit, durch überraschendes Elend, durch Sonne, Hagel, Schnee, Regen und Wind, durch Hitze und Kälte, auf großen und kleinen Strassen, über Highways und Feldwege, durch Wälder, Steppen, Sümpfe und Wüsten gefahren - immer mit dem Gedanken “Ich fahre zur Prudhoe Bay!”
Und jetzt hier zu sein war jeden einzelnen Inch dieser Strecke wert.
Mitten in der Tundra, außer Sichtweite von Deadhorse zu stehen, mit diesem riesigen, noch nie zuvor so leuchtend hellblau gesehenen Himmel über mir, überfordert meinen Verstand und rationales Denken stoppt.
Alles löst sich auf, alles fällt ab, nur noch eine unglaubliche Ruhe…
Hier, im augenscheinlichen Nichts, ist einfach Alles.
…ich war an der Prudhoe Bay.
Mal was anderes hier…
Ich benutze ein GPS Gerät von Garmin - einen Streetpilot 2610 - hier auf meiner Tour.
Das Nette daran ist, nicht dass man von A nach B findet, sondern dass man jede kleine spannend ausschauende Strasse oder Waldweg nehmen und sicher sein kann, dass man nicht völlig verloren geht!
Nach knapp 2 ½ Monaten ist das Display leider kaputt gegangen - die oberste Schutzschicht hat sich gelöst, was zum einen die Lesbarkeit des Displays verschlechtert, zum anderen aber hin und wieder zu Fehleingaben geführt hat.
Ich hab daraufhin meinem BMW Händler in Duisburg eine mail mit einem Foto des Displays geschickt - und jetzt knapp 3 Wochen später hab ich hier in Alaska ein nagelneues Gerät in Händen!!!
Rolf von BMW Briel hat alles mit Garmin geklärt - die haben sofort den Austausch des Gerätes akzeptiert, direkt ein Gerät losgeschickt - fertig installiert und konfiguriert!
Das nenn ich doch mal Kundenservice!!!
Ganz herzlichen Dank noch mal an Garmin und Rolf - jetzt kann ich gleich wieder in die Wildnis starten!!
Until now I have not written much about the hotels and inns where I have stayed on my trip – but now I have to single out a very special and unique place:
Billie’s Backpackers Hostel in Fairbanks, AK.
Billie’s is not your usual Hostel – and it’s difficult to describe.
As the lucky visitor there one gets this special “Alaska Feeling”.
Everybody there feels it but nobody can name it.
The atmosphere in this Hostel is steeped in this “Alaska Thing”.
I stayed there for several days before I rode up to Prude Bay and when I returned – it was the perfect place to chill out and process this experience.
I met so many nice and interesting guys. We spent many nights just sitting at this long table and listening to stories of so many different ways of living and travelling.
Billie - and also her daughter Heidi - are the “heart” of this place and I don’t know how, but they create this incomparable ambience as so many people wrote in the Guest Book:
It’s a place like home – far away from home!
You arrive – and then you are there, right at home.
Everything is easy there, and since most everybody feels at home – there are nearly no guests – but just people who live together for a while and who share the same idea or spirit of living and travelling (either by bike, motorcycle, car or on foot), who are curious about others and the world – like a peaceful community of happiness and serenity.
It’s not the most luxurious hostel I have ever been to, nor the biggest one, and some beds are really soft. But fu**! (as my Jackson Hole buddy would say!) – who cares when he can have one of Heidi’s incredible freshly baked cinnamon rolls with a cup of Billie’s never ending coffee.
It’s one of the best places I have found on my trip - a place I’ll never forget!
Thanks, Billie ‘n Heidi!
2895 Mack Blvd. Fairbanks, Alaska
(907) 456-4944
Kurz?
Best EVER done!
Ausführlicher?
Rein bei Boundary, über Chicken nach Tok, Stop in Fairbanks, Deadhorse und zurück, paar Tage Fairbanks, Delta Junction, über den Denali Highway zum gleichnamigen Park, Mount McKinley, Claudia in Anchorage abgeholt, Bootstour von Whittier aus, schon wieder Denali Park, noch mehr Bären! Nochmals Fairbanks, Wildnistrip am Chatanika River, dann runter nach Valdez und mit der Fähre über Whittier nach Anchorage. Claudia am Flughafen wieder abgegeben und über Glennallen und Tok wieder auf dem Alaska Highway raus.
Sechs Wochen, knapp 8.000 km.
Noch ausführlicher?
Alaska ist einfach etwas komplett anderes als alles andere…
Ich weiß nicht, ob es nur an der persönlichen Erwartungshaltung oder den eigenen Emotionen liegt, die man diesem Land entgegenbringt - aber so ziemlich jeder hier fühlt so was und so muss es wohl doch so etwas wie ein ‚Alaska-Feeling‘ geben..
Als Kind schon lief mir immer ein Schauer über den Rücken, wenn ich Jack London gelesen habe - soviel Abenteuer und Wildnisromantik troff aus seinen Worten..
..und auch wenn ich jetzt auch nur ein bisschen von der Wildnis Alaskas gesehen habe, so war es doch, als wenn die Bilder meiner Kinderfantasie auf einmal lebendig würden.
Hier gibt es immer noch Goldsucher, die die Bäche und Flüsse durchsieben, Trapper, die den ganzen Winter Fallen aufstellen, um Felle zu erbeuten, Natives, die mit kleinen Lederkajaks auf Walfang gehen, stundenlang an dem Atemloch eines Seehundes lauern oder mit ihren Hunden ‘Nanuk’ - den weißen Bären jagen..
Und hier gibt es diese unfassbare Größe und Menschenleere der Landschaft, diese Unberührtheit und Ursprünglichkeit der Natur, dieser nicht erwartete Reichtum an Pflanzen und blühenden Blumen - und natürlich all die Tiere, die einem überall begegnen - all das macht Alaska einfach einzigartig.
So ein bisschen ist es wie in einem riesigen Feriencamp - fast alles ist auf spaßige Aktivitäten ausgerichtet - jagen, fischen, Kajak oder Kanu fahren, reiten, Hundeschlitten fahren, hiken..
Alles ist easy, alles geht und jeder ist gut drauf bei 23 Stunden Sonnenschein am Tag!
Auf der anderen Seite sieht man aber auch permanent, wie hart das Leben hier sein kann - viele Häuser haben selbst in Fairbanks kein fließend Wasser oder Elektrizität, dafür aber Plumpsklos im Garten, die Dunkelheit und Kälte im Winter, die Ausgesetztheit und Einsamkeit, wenn man die Zivilisationsinseln nur ein paar Meter verlässt..
Ein Leben, auf das die meisten Alaskaner lässig stolz sind, die Widrigkeiten des Alltags runterspielen und lachend von nicht zur Nachahmung empfohlenen Experimenten und Spielchen bei 50 Grad Minus erzählen (ja, man kann bei der Kälte einen schönen großen Eiszapfen mit einer Körperflüssigkeiten bauen! Man(n) muss nur am Ende ziemlich aufpassen..)
Es war längst nicht so Touristen-überlaufen wie ich befürchtet hatte. Selbst der Denali NP ging einigermaßen und war perfekt organisiert, so dass die Massen unaufdringlich und unauffällig verteilt wurden.
Lustigerweise trifft man immer wieder dieselben Leute (Hi Don!) - alle besuchen dieselbe Punkte und letztendlich gibt es nur knapp 6-8 große Strassen durch Alaska.
Andererseits ist es aber auch immer ganz einfach wieder alle loszuwerden - nimm eine Strasse mit derbem Schotter und schon bist Du alle Camper-Touristen los und triffst vielleicht alle drei Stunden mal einen Einheimischen, der vom Fischen kommt oder zum Jagen fährt..
Ich habe ganz viele interessante und nette Menschen kennen gelernt, etwas Materielles verloren und Freunde fürs Leben gefunden.
Und jetzt schon - in Edmonton in Kanada - habe ich ‚Heimweh‘ nach Alaska und wäre am liebsten noch länger dort geblieben - aber ich muss ja weiter - ihr wollt ja wahrscheinlich noch wissen, wie groß der Grand Canyon wirklich ist..
..aber ich werde auf jeden Fall wiederkommen, dann ein bisschen eher und länger, um auch zu sehen, wie es hier im Winter ist..
NOCH ausführlicher???
Kauft die 18bändige Romanausgabe von „Franks Reisen in Alaska“..!
Ach ja - der Unterschied zu Velbert?
..ich könnte mir vorstellen, hier zu wohnen!
Tage?
120
Fahrtage?
63
Kilometer?
31.241
Liter?
1.677
Reifen?
3 hinten, 1 1/2 vorne
Zahnbürsten?
2
Bestes Hootie?
Vera, Anchorage
Bestes?
Prudhoe Bay
Schlimmstes?
ipod weg
Heimweh?
Ja - nach Alaska!
Mal wieder eine Zusammenfassung der letzten Wochen..
Nach der langen Zeit in Alaska musste ich mich ja jetzt ein bisschen beeilen und so bin ich ziemlich fix durch Canada gerauscht - für die 3800km von Tok nach Vancouver habe ich 4 Tage gebraucht - mit 2 Tagen bei einer Maximalgeschwindigkeit von 80km/h, weil der Hinterreifen so runter war, dass ich Angst hatte, dass er wegfetzt.. ..meine eigene Schuld - in Anchorage war ich zu geizig mir schon einen Neuen zu kaufen!
Deswegen gab‘s dann aber auch einen Tag Zwischenstop in Edmonton, um einen neuen Reifen zu montieren.
Ich hab zugegebenermaßen diesmal nicht viel von Canada gesehen - was aber mehr an dem Dauerregen auf der ganzen Strecke lag, als an meiner Geschwindigkeit.
In Jasper war es mal für ne Stunde schön und ich bin zu einem See hochgefahren, den ich auf dem Hinweg verpasst hatte - was mir ein nettes Erlebnis beschert hat… doch dazu gibt’s mal einen eigenen blog..
Genauso wenig wie von Canada, hab ich von Seattle und der Olympic Peninsuala gesehen - alles schön nebelig grau, wolkenverhangen und verregnet. Erst am Mt. St. Helens riss es ein bisschen auf, zurück an der Küste und dem legendären Highway 101 dann wieder bestes Washington-Wetter: Regen satt!
In Seattle war ich übrigens mal im Krankenhaus… ich hatte da was zu erledigen..
Oregon tat sich wettermäßig nicht viel - aber irgendwie ist mir der Regen mittlerweile ziemlich egal und die seltenen Nebellöcher, die einen Blick auf den Pazifik eröffnen, entschädigen für die Unbequemlichkeit des Regenkombis.
Erst heute im Landesinneren war es das erste mal seit Alaska wieder schöner - und am Crater Lake war es dann wirklich super toll:
Ein über 590m tiefer, leuchtend blauer See in einem erloschenen Vulkan - mit Insel!
Hervorragende Landschaftsarchitektur!
Jetzt bin ich in Californien und der Einstieg - der Redwood NP mit gigantischen Redwood-Bäumen ein wirklicher Kracher!
Jetzt geht es die Küste weiter runter - Frisco, LA, San Diego und dann mit vielen Schlenkern und Kurven zurück nach Osten…
..es sei denn, Izzy überlegt es sich und wir heiraten doch noch…
für Günter
Er stand knapp 15 m vor ihm auf dem kleinen Waldweg.
Er war ganz früh am Morgen in Edmonton losgefahren und war jetzt, am frühen Vormittag, schon in Jasper.
Das Wetter weiter südlich, Richtung Vancouver sah nicht besonders gut aus - tiefhängende, dunkelgraue Wolken versprachen ordentlichen Regen - und so beschloss er, zu dem kleinen See oberhalb des Ortes hochzufahren und dort eine Pause zu machen und zu frühstücken.
Oben angekommen stellte er jedoch fest, dass der Picknickplatz am Ende der Strasse von einer Busladung Japanern belegt war und er verspürte keine Lust, sich zu ihnen zu setzen.
Auf dem GPS konnte er sehen, dass es eine kleine Forststrasse oder einen Waldweg zu einer Nachbarbucht des Sees gab - das versprach einen guten, ruhigen Platz für sein Frühstück.
Der grob geschotterte, knapp 2 m breite Weg begann an dem kleinen Parkplatz mit einigen weiten Kurven, die ihn auf den Rücken des Ausläufers des hohen Berges hinter ihm führten.
Auf der anderen Seite wand sich die Forststrasse in engen kleinen Serpentinen zu der Bucht hinab und er musste sich konzentrieren, das schwere Motorrad auf dem losen Untergrund um die Kurven zu balancieren. Er schaltete in den 1. Gang und spielte mit Bremse und Kupplung, um ruhig und gleichmäßig in einer runden Linie dem tiefen Schotter auszuweichen.
Langsam fuhr er um die Kurve.
Und dann stand er da.
Der Bär.
Kupplung! Bremse! Er stand sofort, so langsam wie er war.
Knappe 15 m vor ihm, stand er da.
Ein Grizzly.
Sie sahen sich fast gleichzeitig.
Dadurch, dass er so langsam gefahren und gerollt war, hatte er kaum Lärm verursacht; zudem blies der Wind vom See hinauf, so dass alle Geräusche eher bergauf getragen wurden.
Der Bär sah ihn an und hob und senkte seinen Kopf leicht.
Er sah zig Dinge auf einmal.
Er sah den Buckel, der keinen Zweifel daran ließ, dass es sich um einen Grizzly handelte.
Er sah das zimtbraune Fell und die silbergrauen Haare auf dem Rücken und Flanken des Bären.
Er sah die schwarz und feucht glänzende Nase.
Sah, wie sich die Nase bewegte, als der Bär versuchte seine Witterung aufzunehmen.
Sah, die bläulich schimmernde Zunge in dem leicht geöffneten Maul.
Die kleinen Augen und die nach vorne gerichteten Ohren.
Und er sah die großen Tatzen des Bären
Und vor allem sah er die langen Krallen daran.
Scheiße.
Whow, ist der schön.
Scheiße.
Er hatte soviel über Bären gelesen - erstens war es spannend und interessant, dann konnte er ein bisschen sein ‘Schrift-Englisch’ verbessern und drittens wollte er einfach vorbereitet sein.
Er hatte immer damit gerechnet, mal einem Bären zu begegnen.
Er war im Yellowstone Park alleine gewandert und auch in Kanada und Alaska.
Aber nie war er einem Bären wirklich begegnet - er hatte viele gesehen - aber die waren alle ziemlich weit weg, waren entweder weggelaufen, wenn sie ihn sahen oder hatten ihn nicht beachtet.
Aber er war nie einem richtig ‘begegnet’.
Er hatte sich auf Anraten eines Yellowstone-Rangers ‘Bär-Spray’ gekauft - ein hochkonzentriertes Pfefferspray in einer mittelgroßen Sprühflasche, das aus einer Distanz von 3-10 m, einem sich nährenden Bären entgegengesprüht, als ein recht Erfolg versprechendes Verteidigungsmittel galt.
Er hatte es bei allen Wanderungen dabeigehabt und auch jetzt war es direkt vor ihm in seinem Tankrucksack.
Keine 30cm von seinen Händen entfernt.
Aber mit links zog er die Kupplung und mit rechts die Bremse.
Er hörte den Bären schnaufend Luft einsaugen, immer noch den Kopf hin und her bewegend.
Er drehte sich mehr zu ihm und er sah wie sich die mächtigen Muskeln der Vorderbeine unter dem Fell bewegten.
Er hatte keine Ahnung, was er jetzt machen sollte.
In den Büchern hatte gestanden, dass man, wenn man einen Bären überrascht, submissives Verhalten zeigen sollte.
Also langsam sich rückwärts von dem Bären entfernen, die Arme langsam schwenken und dabei leise sprechen, um sich als Mensch zu erkennen zu geben.
Super.
Hinter ihm ging es bergauf, seine Hände waren am Lenker blockiert und er hatte beide Füße am Boden. Der leise blubbernde Motor hörte sich wahrscheinlich nicht sehr menschlich an und mit Helm und verspiegelter Oakley hinter dem hohen Windshield sah er wahrscheinlich auch nicht sehr menschlich aus.
Und er musste gerade einem Bären begegnen, der anscheinend noch nie einen Motorradfahrer aus der Nähe gesehen hatte!
Denk nicht so einen Schwachsinn - überleg was Du machen kannst!
Wollte er die Hände frei bekommen, musste er entweder den rechten Fuß hochnehmen und auf die Bremse treten. Oder mit dem linken Fuß auskuppeln. Das würde aber ziemlich laut klacken und beides bedeutete auf dem Schotter eine ziemlich wackelige Position, um so stehen zu bleiben und abzuwarten.
Nicht gut.
Der Bär gab ein lautes Grunzen von sich und richtete sich auf den Hinterbeinen auf.
Scheiße.
Ist der groß.
Ist der groß, ist der groß, groß, groß…
Im Museum in Fairbanks stand ein ausgestopfter aufgerichteter Bär und er hatte ein Foto von Claudia vor dem Bären gemacht, um einen Größenvergleich zu zeigen.
Der hier war vielleicht nicht ganz so groß, aber obwohl es bergab ging und der Bär ein ganzes Stück tiefer stand, konnte er den Kopf des Bären über seinem Windshield sehen.
Er sah jetzt nicht nur die langen Krallen der Vordertatzen besser, sondern auch die gelblichen, langen Eckzähne in dem halbgeöffneten Maul des Bären.
Scheiße, scheiße, scheiße.
Seine Gedanken rasten.
Hupen?
Motor aufheulen lassen?
Alles nicht submissiv, sondern wohl eher provozierend.
Hoffentlich riecht er nicht das Sandwich in meinem Tankrucksack.
Scheiße, scheiße, scheiße.
Er sah, dass er etwas mehr rechts auf dem Weg stand und neben ihm eine kleine, einen knappen Meter hohe Böschung war, die sich aus dem Gefälle des Hanges ergab.
Wenn er angreift, kommt er eher von links für Dich. Also lass Dich nach rechts fallen.
Mit dem ganzen Motorrad umkippen. Nur den rechten Fuß auf das Pedal setzen und die Hände am Lenker lassen - dann fällst Du auf den Seitenkoffer und Zylinder.
Das müsste den Hauptstoß auffangen und die Schulter nur das Gewicht deines eigenen Oberkörpers aushalten.
Dann ist schon mal die ganze rechte Seite sicher. Und zwischen Tankrucksack vorne und Camelback und Topcase hinten bist Du ziemlich gut geschützt.
Bären versuchen fast immer in den Kopf zu beißen - da kann auch nicht viel passieren.
Das hält ein Helm doch aus, oder? Mit dem linken Arm den Nacken schützen!
Und wenn Du das linke Bein anziehst, bietet das mit Knieprotektor und Crossstiefel auch nicht viel Angriffsfläche.
Außerdem liegen der heiße Zylinder, Krümmer und Motorboden zwischen Dir und dem Bären.
Scheiße, scheiße, scheiße.
Er starrte die ganze Zeit den Bären an, der immer noch versuchte, rauszubekommen, was das da vor ihm war, aber wohl auch im Stehen keine bessere Witterung bekommen hatte.
Der Adler sieht das fallende Blatt, das Reh hört es und der Bär riecht es…
Fuß obenlassen, Lenker nicht loslassen!
Fuß obenlassen, Lenker nicht loslassen!
Fuß obenlassen, Lenker nicht loslassen!
Vielleicht doch langsam den Motor hochdrehen - den Bären nicht abrupt erschrecken, aber immer mehr Krach machen - da Scheißvieh muss doch wissen, das Motor gleich Mensch ist und er verschwinden muss!
Oder doch..
In dem Moment ließ der Bär sich mit einem Brummen auf seine Vordertatzen fallen.
Brummen.
Bären brummen.
So ein Schwachsinn!
Dieses Bärenbrummen war ein tief aus der Kehle kommendes, fauchendes Gebrüll - mehr wie das Fauchen einer gigantischen Katze, tief und trotz Helm und Motor unglaublich laut!
Aus seinen superschlauen Gedanken gerissen, atmete er erschrocken ein und hielt die Luft an.
Der Grizzly griff an.
Mit drei springenden Sätzen hatte der Grizzly die Distanz zwischen ihnen überbrückt.
Er lies sich nicht fallen.
Der Bär hatte eine knappe Sekunde bis zu ihm gebraucht und er war so erschrocken über diese völlig übergangslose, abrupte und blitzartige Aktion, dass er überhaupt nicht hatte reagieren können.
Der Grizzly stand keine 2 m vor ihm und brüllte, brummte, schrie, fauchte ihn erneut an.
Mit weit aufgerissenen Augen, ohne auch nur den Kopf einen Hauch zu bewegen starrte er durch die Lücke zwischen Windshild und linkem Spiegel auf den riesigen Kopf des Grizzlys der sich fast auf Lenkerhöhe befand.
Er konnte ihn riechen.
Diesen typischen Wildtiergeruch.
Er sah die hochgezogene Nase und den gerümpften Nasenrücken des Bären.
Er konnte tief in den Rachen des Bären sehen.
Sah jetzt die leicht hochgewölbte Zunge.
Die schwarzen, ausgefransten Lefzen.
Den rosa Gaumen.
Die Reißzähne.
Mit einer kaum wahrnehmbaren Schnelligkeit holte der Bär mit der rechten Tatze aus und schlug fetzend über den Boden des Waldweges.
Steine prasselten gegen das Vorderrad.
Vor Schreck vollkommen bewegungslos starrte er immer noch den Bären an.
Der Bär schnaufte, grunzte, drehte sich von ihm ab, machte einen Schritt, sprang die kleine Böschung hinauf und war nach zwei weiteren Schritten zwischen den dichten Bäumen verschwunden.
Sein Blick der dem Bären gefolgt war, kehrte an die Stelle zurück, wo der Grizzly gerade noch gestanden hatte.
Er sah die Furchen auf dem Waldweg, die die Krallen des Bären bei dem Schlag hinterlassen hatten.
Sein Blick fiel auf seine linke Hand und er sah die Knöchel weiß hervortreten, so fest presste er den Kupplungshebel an den Griff.
Er sah auf seine rechte Hand und die war genauso verkrampft.
Sein ganzer Körper war vollkommen angespannt und er atmete tief aus und begann wieder normal zu atmen.
Er musste sich konzentrieren, den Griff seiner Hände zu lockern und langsam löste er die Bremse, ließ die Kupplung vorsichtig kommen und fuhr die letzten drei Kurven zu der Bucht hinab.
Er stellte den Motor ab, klappte den Seitenständer aus, nahm die Brille und den Helm ab und hängte ihn über den rechten Spiegel.
Dann stieg er ab, merkte wie ihm die Knie weich wurden und schaffte es gerade noch, sich auf den großen Stein am Ufer zu setzten, bevor seine Beine vollends nachgaben.
Er sah nicht die kleinen Wellen, die der Wind über den türkis in der Sonne schimmernden See trieb.
Er hörte nicht, wie sie leise auf den Uferkies plätscherten.
Er sah nur, wie seine Hände immer noch zitterten.
A bluff charge!
A bluff charge.
A bluff…
Paul Proloschewski in Urlaup in Kallifornjen
Also, da wa ich nu in Kallifornjen.
Und watt soll ich sagen - na ja..
Vorher war ich ja in Orregon und datt war ganz schön da - jedenfalls wenn ich da watt gesehn hätte. Ging abba nich, weil et da nur am schiffen wa und allet da sonnen richtig schönen orregongrau wa - odda auch waschingtonneblich - ganz wide wills!
Un von den Pazzifik - da hap ich ers ma nix gesehn!
So ging datt den ganzen ersten Tach - un ich denk so - super Paul - wärsse ma nach Malle gehfan! Da is nich sonnen Wetta gez! Da könnsse schön am Ballamann dir nen Bierchen inne Sonne hinter den Knorpel giessen un vielleicht ma sonne knackige kleine Spanjerin - abba ich schweif ap..
Also - wie gesacht - et wa am plästern.
Also am nächssen Tach : Landausfluch - ich zum Kräter Leek!
Also - da wan se ma fiffig - die Ammis! Da hamse sonnen ollen leerstehen Krater ma schön mit blauen Wasser voll gemacht un auch noch ne Insel inne Mitte gepackt - als wirklich - 1A Landschaftachitektuhr! Wi inne Gruga so schön! Un aussen ne schöne Strasse rumm, damitte imma schön Fottos von alle Seite machen kanns!
In Duisburch hamm se datt ja auch gemacht - also nich mitti Strasse rumm - abba mitti Wasser rein! Innen ollen Gasometa im Landschaftspark drin - da habben se auch Wasser rein gepackt, alladings ham se da keine Insel reingepackt, abba immerhin nen ollet Fluchzeuch. Un gez kannse da tauchen und Dir den Fluchzeuch unta Wassa ankukken!
Abba ich schweife ap..
Am nahechsen Tach dann - Kallifornjen!
Ich also so auf mein Moppet, noch in Oregon - schon die Kallifornische Grenze vor Augen, stimm dat Liedchen an - „Itt näver räjns in Kallifornjen, the Görls don‘t wör skörts ser..“ odda so ähnlich..
Un watt soll ich sagen - ein eizigen Geblubber war datt, watt von meiner schönen Gesangsstimme übrich blieb - sonnen Wasserschwall hatte ich gleich inner Fresse hängen!
Ett hat da genauso geschifft wie in den Orregon!
Ja, leck mich doch anne Füsse!
Datt is alles gelogen mitti Sannschein-stäjt!
Nachn paa Stunden ging et dann abba - da war et nur noch neblich - datt wa doch schomma watt!
Abba dann ging et dann auch gleich schon los - die sin da alle total bekloppt in Kallifornjen!
Da war et nämich auch im Wald neblig! Ja watt soll datt denn? Datt weiss doch jeder vom Skifan - im Wald is nicht neblich! Abba hier - die totale Suppe! Ich wär beinah vorn Baum gehfan! Und datt wär da echt ungünstich gewesen - denn die haben da so Riesenbäume! Ja brat mir doch einer nen Elch! Bei uns würtse da 5 Bäume draus machen! Wie imma bei den bekloppten Ammis - imma n bissken grösser als wie normal..
Und dann ging datt gleich mit den Bekloppten weita!
Da hamm die doch wirklich in sonnen fetten Baum n Loch gesächt - damitte da mit Deine Karre durch den Baum fahn kanns! Da ham die hier Platz ohne Ende und statt dattse die Strasse schön ummen Baum rum machen - nee - mitten durch!
Un dann steht da auch noch sonnen Tünnes mitten im Wald un kassiert 5 Dollar von all den Bekloppten die da durch fahn wollen!
Bekloppt!
Ich hap dann nur 2 zahlen müssen - weil ich ja aufm Moppet wa..
Abba dafür krisse dann auch watt geboten!
Ers ma musse Dich schön mitten im Wald innen Stau stellen anne Kasse un dann nochma an die Baum selps!
Weil nämlich - dat geht so: Vatti fährt die Karre bis knapp vor den Baum - Mutti steicht aus und läuft ummen Baum rum. Dann versucht Vatti die Karre durch den Baum zu bugsieren, watt ja nicht so einfach is - denn als den Tünnes datt Loch gesächt hat - da waren die Ammischlitten noch lang und flossich! Gez sin datt ja alles so Krosskarren - also so Pickapps - un die sin ma alle n bissken grösser als wie früher! Also muss Vatti die Karre wieda n Stück zurücksetzen, aussteigen, un die Spiegel anklappen. Mutti kommt dann wieda zurückgelaufen un kuckt, watt Vatti denn da so lange macht. Also muss Vatti wieda waaten bis Mutti mitti Fottoapparat in Stellung is und fährt dann schön langsam in den Baum rein und verkratzt sich ma oddenlich den Kotflügel. Oder rasiert sich die Flugabwehrscheinwerfer aufm Dach ap, die er vergessen hat, weil er die ers kurz vor diesem Trip draufgeschraupt hat. Un dann macht Mutti n schönet Fotto von ihrem Göttergatten wie der total sauer wegen die appen Scheinwerfer in seiner Karre innen Baum drin steht! Suppa! Ganz großen Kinno!
Ich hap da ja lokka in den Baum gepasst - un hatte - klewer Kerlchen wie ich bin - meinen Vordermann seine Mutti gefracht, ob die mich nich gleich ma mitknipsen kann! Gez hap ich auch son suppa Fotto von mir im Baum - und ich hap gut lachen - ich hap ja gar keine Kotflügel anne Seiten zum Verkratzen!
Abba son bissken entäuscht wa ich schon - ich hatte doch glatt sonnen Stabbacks da in den Baum erwartet und hatte mich schon auf meinen „Auer Grande Kapputschino Mokka-Tschokoläjte Extra Täjssti Honey fläjwerd wiss Zinnämon Big Dabble Porschin“ gefreut! Abba nee - wa nich - wahrscheinlich weil den Baum rund wa un ett da keine Ecklage gap..
Na ja - wie ich schon gesacht hap - Kallifornjen - na ja..
Ich bin dann wiedda anne Küste un die Heiwäj 1 gehfan!
Datt iss ja eine von die Traumstrassen übahaupt auf die ganzen Welt - un sagen wa ma so - schon nich schlecht!
Vor allem für mittem Moppet - ma so richtich viele Kurven!
Ich glaup da ham die Ammis aus den ganzen Vereinichten Staaten ma zusammengelecht und alle verfüchbaren Kurven da für gespendet. Ich glaup vor allem Nebraska hatte da ma so richtich die Spendierhosen angehapt!
Auf jeden Fall is datt schön zu fahren - Du darfs nur keinen Ammi vor dich haben - weil die sinnja vorher noch nie in ihren ganzen Leben Kurven gefahan! Ja blas mir doch einer die Schuhe auf! Datt is wie bei meiner Alpentur mitti die Holländer! Du glaubs es nich!
Nur eima - da wa dat mit nem Ami vornewech ma richtich klasse!
Datt wa nen bisken späta - da wollt ich ma schön den Sewentiehn-meil-dreif fahn - datt is da so rund umme Pebbel-Biech sonnen schönen Strässken. Ich also dahin - un watt wa - ne Schranke un ma widda Zahlemann und Söhne! 8 Dolla sollt den Spass kosten stand auf den Schild! Ja abba, als ich dann anne Reihe war, sacht den Meister in seine Karnevalsuniform -Sorri - no Beiks! Ich sach - Watt? In se cantri of Issi-Reider? No Beiks? Sacht der - nee, is den Prommis zu laut! Sorri!
Na suppa! Ich also ersma schön wechgefahn, umme Ecke rum un dann ers ma mein Dschi-Pi-Ess angeschmissen! Ich lass mich doch von sonnen Karnevalsmeister nicht auffn Aam nehm!
Jou - auf den Gammin is Verlass gewesen - bisken ma durchn Wald un schon wa ich aufn Sewentiehn-meil-dreif! Watt hap ich gelacht!
Hap ich dann abba schnell widda aufgehört, weil ich hatte da direkt sonnen Schuppo hinta mir kleben!
Mitti volle Diskobeleuchtung auf seine Karre am blitzen! Di ham da ja nich nur sonnen popeligen Blaulicht - nee - datt is wie im Taam-zenter voll am funkeln in alle Farben - und den Mattinshorn da - Du glaubs es nich - wie den Moddantalking zu ihre besten Zeiten - sonnen hohes Gefiepe!
Ich also rechts ran und - No muhws! Sonns glaubt der gleich Du ziehs ne Knarre un ballert Dich zur Vorsicht ers ma ap!
Un dann ging et gleich los!
Tach, sacht der, watt machen Sie denn hier? Also auf Englisch, abba ich übbasetz ma direkt..
Also - watt ich hier machen würd. Ich denk - ach Du Scheibenkleista - bei uns sin die ja schon nich die Hellsten, abba sowatt? Ich sach - Moppetfahn - eima um Ammerika rum!
Sacht der, ob ich denn wüsst wo wa hier wärn? Ich denk - Gott, is den Jungen abba verwirrt! Ich ihm also erklärt datt wa hier in Kalifornjen wärn.. Sacht er datt er datt schon wüsste - ich atmete auf! - abba ich könnt hier nich fahn un eigentlich au gar nich sein! Ich ihm datt dann ma schön auf mein Dschi-Pi-Ess erklärt - ja - un da wan wa ja schomma schön am plaudern - un alser dann gehört hat, datt ich aus Essen bin - da hätt den Jungen ja fast angefangn zu flennen - weil nämmich sein Oppa auch aus Essen wa! Ja sowatt!
Er bestand dann abba darauf, datt ich hier nich fahn darf un wech müsste - abba dammit seine Kolegens mich nich nomma anhalten würden, würd er ma vor mir herfahn!
Ich also schön wie den Presidenten selps mitti Eskorte durch die Gegend kutschiert!
..nur für Fottos würd er nich halten - abba egal - ma richtich standesgemäss unterwechs gewesen!
Naja, dat wa dan ma auch irgendswann ma fettich un dann bin ich widda alleine die Küste runna.
Also hässlich is watt anderet.
Abba ett sin da einfach zu viel Menschen. Jeden Paakplaz wa totaal voll von den ganzen Touris ihre Arwiehs - wie den Ammi für seine Wohnwagenungeheuer sacht!
Di sinn so groß - da könnsse mit der ganzen Mannschaft von Schalke 04 inne Urlaup fahn! Mitt einen Auto! Abba datt is dann noch nich genuch - ne - die Bekloppten schleppen dann auch noch ihren Hammer 3 hinten dran mit - dammit se dann im Urlaup auch ihren normalen Wagen dabei haben.
Ja - un kannsse Dir ja denken wie einen Bekloppten mit sonne Fuhre auf diese Küstenstrasse fährt, der schon nich mit nem Fiat Panda umme Kurve fahn kann!
Also Fahspass kommt da nich auf!
Dann Santa Barbara - auch bekloppt! Dia ham da nen suppa schönen Steech aufs Meer rauf, so nett mit Eisbüdchen un Pommeshütten un so - un watt machen die? Kannsse mitti Karre drauf fahrn un paaken, dammit die Bekloppten keine drei Schritte laufen müssen!
Abba wenne durch nen Baum fahn kanns - dann musse auch auffm Meer paaken können!
Naja - irgendswann wa ich dann in Sänfränzizko!
Ja - ich glaup mein Hamster bohnert!
Datt is ja die Hauptstadt von die Bekloppten dieser Welt!
Da kannze nen Zaum drum machen - un da is keinen umsons eingesperrt!
Da is ja Nefjork in Vergleich so ausgeflippt wie den Finanzamt von Bad Salzufflen!
Hömma - da kannze hinkukken wo de wills:
Jeden versuch Dich da zu betuppen!
Ich hap in den 4 Tagens nich eima richtich mein Wechselgelt bekommen! Hier jur schäjnsch! Un dann gippt Dir der Tünnes auf nen Zwanni für ne Dose Kokka drei Münzen! Ach ja - Scheine kriegen Sie ja au noch! Schulligung!
So geht datt die ganze Zeit!
Dann gippet da total viele Penner. Also gez so richtich - nich mettaforisch für Bekloppten!
Die leben da wie bei uns auffe Strasse un haun Dich imma ma für ‘Schäjnsch’ an.
Abba nich datt den Bekloppten ma kurz un bündich fracht - Hasse ma ne Maak? un Du dann schnell sagen kanns - Verpiss Dich! un alle sinn schnell fettich un froh! Nee den Bekloppten da laufen 10 Minuten neben Dich her un erzähln Dir ihre ganze Lebbensgeschichte - abba seit Addam un Efa! Boh glaupse!
Ich imma - Eim Dschörmen - abb datt interssiert die ga nich - hauptsache Geschichte erzählt!
Un so Althippies! Die imma noch so rummlaufen wie dammals - und so wie manche riechen - is datt auch noch datt Tischört von dammals! Un dann wollen die Dir imma noch sonnen Stikka ‘ mäk laf nau war’ verkaufen! Bekloppt!
Abba - wi auch schon vorher - vonne Deko alles nett - abba zu voll!
Watt die sich alles haben einfallen lassen - so olle Robbens am Hafen, Strassenbahn anne Schnur - muss sein, weil die Bekloppten haben die Stadt nich da gebaut wo et flach is - wie an ungefähr 1000km von diese Küste - nee - schön da wo et so richtich steil is, datte kaum mim Moppet die Strasse raufkomms!
An einer Stelle habense datt dann ma mitti Serpentinen probiert - da wa wahscheinlich sonnen Strassenbaufuzzi ma im Urlaup innen Alpen gewesen.
Lombart-Striit!
Auf 50 Meter 8 Kurven! Also relatif gesehn - mehr wie datt Stilfser Joch!
Ja abba watt den Strassenbaufuzzi nich bedacht hat - die Italiener können Autofahn!
Zwar wie die Bekloppten - abba Kurven können se!
Die Ammis nich!
Ich bin da natüllich auch schön mit mein Moppet runta - un stand dann widda ma im Stau - den zwei vor mir is schön aussen inne Mauer gefahn und weil mein Voddermann datt dann besser machen wollte, is der dann ma innen vor de Mauer gefahn! Ich dacht ich kriechse gleich mit den Bekloppten hier!
Abba ma interessant, watt in sonne Türfüllung von sonnen Dschiep is!
Diese Brücke die Goldenkäjt is au nich schlecht - abba schweinekalt un nebblich is da! Wo da so viele Touristen hinfahn, hätten se ja ma auch nen gemütlicheren Platz aussuchen können!
Genauso den Knast da - schick auf ne Insel - Alkatraz! Datt Wassa is da so kalt, datte da ga nich fliehn willz! Also libba lebenslänglich als wie einma da baden!
Un dammit die Häftlinge nich unta die kalte Dusche tränieren konnten, hatten die schon ganz früh, vor alle anderen in die ganze Stadt heiße Duschen! Bekloppt!
Naja…abba gesehn musse datt ma haben! Schon allein wegens all die Bekloppten da!
Unn dann - Ell-äj!
Ich sach ma libba nix mehr - die schmeissen mich sons noch aus ihre Kantri raus!
Nur soviel - Leck mich am Asch!
Ich nehm alles übba Sänfränzizko widda zurück!
Sowatt von viele Bekloppten!
Abba auch schön viele schöne Schneckchen - also so richtige Sahneteilchen! Lauter kleine Perrückenschäfchen - abba mein Gott - ich wusst gaa nich, datt man soviel Plastik in einem Menschen reinkricht! Datt die nich alle nach vonne umkippen - datt weiss nur den Njuten wie datt geht!
Abba lecka für zum kukken!
..abba ich hap nen schönen Seitsiingdreif inne Statt rum gemacht - Wohkoff-Fähjm, Wenniss-Bietsch, Holliwutt, Bellähr, Mallibu-Bietsch, Tscheiniess-Ssiata, Rodeodreif, Santamonnika, Bewwerlihills unt unt unt…!
Datt wa ganz nett…wenn kein andrer da gewesen wär…
Ja un auch die scheonnen Paaks die die ham in Kallifornjen - Leek Taho odda Jossemmitti - da konnsse nix sehn weil da so viele Tünnesse rumhingen! Im Jossemmitti hap ich schön drei Stunden im Stau im Paak rummgestanden - ja is den Papst kattolisch?
Wattn Schei.. nee ich sach ett nich! Also wenn ihr ma nach Kallifornjen faht - dann nich im Somma, wenn alle da sinnt! Dann doch libba na Malle und ne kleine Spannjerin…
..naja..
…unt, watte ja ma an Kallifornjen wirklich auch ma wiedda gut sehen kanns - so ganz global - unsern Planeten wär ohne uns Mennekes wirklich besser dran. Also ährlich!
Un eigentlich müsst ich ja ma so als ökko-Romanntikka un bekennenden Dawwinisten ausrufen:
Säjf se wörlt!
Letts dei aut!
…abba et is so schwirrich den ersten Schritt zu machen..
..abba besser wär dat..
Tschüssikowski, Euer Paul
Endlich!
Endlich wieder Taveller und nicht mehr Tourist!
So schön Kalifornien auch war - diese unerträgliche Organisiererei und Abkassiererei der Touristenmassen, die kaum den mir so angenehmen Individualtourismus zulassen - gingen mir riesig auf den Geist!
Nach all diesen eher ‘einsamen’ Regionen und dieser - mit Ausnahme der wenigen großen Städte wie Seattle, Vancouver, Calgary.. - so schön individuell gestalteten Reise, in der ich immer alle Freiheiten hatte zu parken, zu fahren, zu schlafen, zu zelten.. - war Kalifornien gar nichts für mich.
Oder für mein Verständnis von einer Motorradreise.
…mal wieder die Kluft zwischen persönlicher Erwartung und der Realität - die es mir nur bedingt gelang zu schließen..
Aber dann Tijuana!
Auf den ersten Blick noch touristischer als alles andere - direkt an der Grenze, Einkaufsparadies und Amüsierviertel aller Art für tausende von Amerikanern.
Aber auch:
fürchterlich laut - Massen von ollen Autos, plärrende Transistorradios aus Bars, wummernder Latin-Tecno aus den Clubs, Musikanten aller Art, Geschrei von Kindern und Verkäufern..
unglaublich bunt: tropische Früchte, nie gesehenes Gemüse, in allen Farben schillernde Drinks, Kleider, Masken, Teppiche, Decken und Ponchos, die Kostüme der Musikanten..
voll von 1000 Gerüchen - Chillis, Käse, Obst und Gemüse, Diesel, Müll, Essbuden auf der Strasse..
und die Menschen: reiche Mexikaner, die 5kg Silberschmuck schleppen, atemstockend verkrüppelte Bettler, dreckige Kinder die Plunder verkaufen, Frauen in den kürzesten Röcken ever seen, Musikanten, Prostituierte, schwerbewaffnete Polizisten, Bauern in traditioneller Kleidung, Natives..
…unglaublich gut, spannend, interessant!!
..sobald man die eine Haupteinkaufsstrasse verlässt…
…dann sieht man nicht mehr einen Touristen - höchstens mal einen ‘Traveller’ und dann ist es richtig klasse!
..ich hab einen ziemlich netten Nachmittag mit einer jungen Dame verbracht, die sonst eher körperbetont arbeitet - sich erst nicht abschütteln lies - und mir dann aber für ein Mittagessen die Stadt gezeigt hat..
…und die war natürlich die beste Fremdenführerin, die man sich denken kann! Wir haben für 15$ gegessen, bis ich nicht mehr gehen konnte und sind permanent zu Bier und Tequila eingeladen worden!
Es war herrlich sich in diesem bunten, lärmenden Gewusel rumtreiben und von diesem fröhlichen Chaos, Dreck, Krach, Gerüche- und Farbenvielfalt die Sinne verwirbeln zu lassen! ‘Echtes’ Leben zu sehen und zu spüren - im Gegensatz zu diesem aufgeblasenem LA-SF-Westcoast-Wischiwaschi…
Echtes Travellerfeeling!
Great!
Nach Tijuana bin ich im Landesinneren von Kalifornien wieder nach Norden gefahren.
Erst ein Stück ostwärts entlang der mexikanischen Grenze und dann durch all die bekannten Wüsten Richtung Las Vegas: Anza-Borrego Desert, Joshua Tree, Mojave Desert und schließlich das Death Valley.
…und endlich war ich so richtig begeistert von Kalifornien!
Weiter nach Norden fahrend wurden die Wüsten immer trockener und unwirklicher.
Die Anza-Borrego nahe der Grenze wurde immer wieder noch von Bergrücken durchzogen, die dicht mit Kiefern bewachsen waren, Joshua Tree lebt von dem Gegensatz der unglaublich vielfältigen Felsformationen zu den noch eigentümlicher gewachsenen Joshua Trees und in der Mojave gibt es alles - ganze Wälder von Joshuas, steinige Gerölllandschaften, salzverkrustete Ebenen über denen die Luft flirrend heiß wabernd, Sanddünen - und das größte Marine Corps Ausbildungslager!
Die armen Schweine!
Heute war es den ganzen Tag über wärmer als 40 Grad - seit 8.00 morgens jedenfalls..
…da ist Motorradfahren ziemlich angenehm - im Gegensatz zu den Dauerläufen mit Gepäck, die ich die Jungs hab machen sehen..
Aber Wüsten finde ich einfach unglaublich schön!
Nach all diesem Trubel, Hektik, diesen Menschen- und Automassen der Westküste ist es traumhaft wieder einmal ganz alleine unter einem riesigen, strahlendblauem Himmel zu stehen - sich im Kreis zu drehen und bis auf die Strasse auf der man fährt keinerlei Anzeichen menschlichen Werkens zu sehen.
Diese augenscheinliche Unwirklichkeit, die bei längerem Schauen soviel Schönheit birgt - die vielen verschiedenen leuchtenden Farben der Felsen im Laufe des Tages, das Schillern des salzigen Sandes im grellen Licht der Sonne, die winzigen bunten Blüten des Wüstenpflanzen und natürlich dieser Himmel!
Dieser Himmel, der in den Ebenen - wo man einen ‘echten’ Horizont hat - mit einem dunstig-staubigem blauschimmernden Beige beginnt, langsam hellblau, dann immer kräftiger und strahlender blau wird und über mir dieses ehrfürchtig staunend machende ‘Unendlichkeits’-Blau.
Dieses Blau, das einen wie blind werden lässt, wenn man lange genug hinschaut.
Dieses Blau, das einen wie das tiefste Schwarz aufzusaugen scheint, bis einem schwindelig wird.
Immer wieder bin ich stehen geblieben, hab Fotos gemacht oder einfach nur geschaut und mich wirklich gelabt an den Bildern, die sich mir geboten haben.
Natürlich ist es ziemlich heiß gewesen - tagsüber immer über 40 Grad, meist eher wärmer.
Aber im Gegensatz zu Florida, wo mir ja, wie beschrieben, auch ziemlich warm - mein Gott, ist das lange her! - und diese feuchte Hitze fürchterlich anstrengend war, ist es hier selbst bei 45 Grad wirklich angenehm.
Selbst im vollen BMW-Outfit!
Gut - Stiefel und Helm könnten ein bisschen luftiger sein - und das man schon mal Nasenbluten von der heißen Luft bekommt, ist nicht so nett - aber Zinksalbe mit Nivea vermischt in die Nase geschmiert - und schon geht auch das wieder.
Obwohl ich permanent trinke - heute 8 Liter! - schwitze ich kein bisschen - die Luft ist so trocken, das der Schweiß schon verdunstet, bevor man das Gefühl hat, zu schwitzen.
Und im Death Valley, am Badwater Point - dem tiefsten Punkt der USA: 282 Fuß unter Meeresspiegel - war’s dann richtig warm!
Im Schatten vom Klohaus geparkt zeigte mein Thermometer nichts mehr an - es funktioniert nur bis 50 Grad..
Beim Betrachten der Bilder wird sich der eine oder andere wahrscheinlich fragen, was an diesen unterschiedlich großen Dreckhaufen denn schön gewesen sein soll…
..wie bei so vielem anderen muss man es wahrscheinlich selbst sehen und erleben..
Einfach Unterhaltung pur!
Ich hab die Lichter, Fontainen und Prachtbauten bestaunt, mit Römerinnen im Caesars Palace einen Caesars Salad gegessen, beim Roulette im Bellagio gezockt, hab in der Crazy Horse Revue im MGM Grand geschwitzt und gesabbert, lag fett und faul am Hotelpool, hab über die vielen Elvisse gelacht, mir meine Hochzeitskapelle (für alle Fälle!) ausgesucht, ein Autogramm von Marylin Monroe bekommen, ich hab Hooker-Kärtchen gesammelt und damit mit nem Schotten Quartett um ein Bier gespielt, bin den Strip rauf und runter getuckert und hab mich mal wieder viel fotografieren lassen…
Kurz: ..ich hab mich prächtig amüsiert!
09:22 am : 40.075 Kilometer / 24.901 Meilen
Mal wieder die übliche Zusammenfassung der letzten Meilen..
Von Las Vegas ging’s zum Hoover Staudamm und zugehörigem Stausee - schön an einem Sonntag und wie immer dann schön im Stau. Das hatte aber den enormen Vorteil, dass man viel mehr Zeit hatte sich die außergewöhnliche Architektur anzuschauen, als wenn der Verkehr zügig über den Damm geflossen wär.
Je weiter ich dann aber von Vegas weg war, umso leerer wurde es und im Zion NP war es dann wieder herrlich ruhig. Abends mal wieder ein romantisches Camping unter funkelndem Sternenhimmel am Bryce Canyon und am Morgen ein atemberaubender Sonnenaufgang, der die roten Felsen des Canyons dramatisch leuchten ließ.
Vom Bryce war es dann auch nicht mehr weit zum Grand Canyon - erstmal zum North Rim - die leerere, wildere und in dichtem Wald gelegene Nordseite des Canyons.
Leider war es ziemlich dicht bewölkt, so dass sich die Farbenpracht nicht soo faszinierend präsentiert hat - nichts desto trotz ist die Breite und Tiefe wirklich unfassbar!
Unglaublich, dass dieser klitzekleine Fluss da unten all das erschaffen hat..
Am nächsten Tag dann zum South Rim - man muss ca. 250km fahren, um auf die nur 16km entfernte Südseite zu kommen!
Es war nicht ganz so voll wie befürchtet und das Wetter war auch besser - wobei es zwischendurch mal ein spektakuläres Gewitter direkt über der Canyonkante gab - einschließlich beeindruckenden Blitzeinschlägen in den Aussichtsturm!
Aber ich konnte wieder mal eines meiner ‘Frank’s-must-have-done-once-in-life-things’ tuen: colaschlürfend am Rand des GC sitzen und die Beine über dem Abgrund baumeln lassen - wirklich schon eine ganz nette Aussicht für ein Picknick!
Da ich ja gerade mal so schön in Canyon-Stimmung war, bin ich dann aus Nevada raus und ins Utah-Canyonland und weiter zum Arches NP - schon irre, was Wasser Nettes aus ollen Steinen machen kann…
Anschließend dann Colorado!
Im Winter zum Ski fahren war es ja schon genial - und jetzt im Sommer - whow!
Sorry - ich hab in den drei Tagen in den Bergen fast kein Foto gemacht - aber es war einfach zu geil zum Fahren und jedes Anhalten wäre eine Versündigung gegen Seine Herrlichkeit ‘Turny’, dem Kurvengott gewesen…!
Aspen, Vail, Breckenridge, Keystone, Telluride, Arapahoe Basin… - und natürlich Copper Mountain - halt all die Skiresorts, deren Namen wahrscheinlich jedem Skifahrer die Tränen in die Augen treiben - und dazwischen Millionen Kurven in dieser traumhaften Kulisse!
Enges Kurvengeschlängel am Rand eines Canyons, lange Serpentinen einen 12.000 Fuß hohen Pass hinauf, weiche Wellen entlang eines klaren Bergsees und dann wieder schnelles Kurvenpendeln dem Lauf eines reißenden Bergbaches folgend!
Aaaaaaaah - ich hab meine Reifen juchzen hören und die BMW hat vor Freude den Boxer noch mehr brummen lassen, wenn wir mal wieder hochglanzpolierte Poser-Harleys in der Innenkurve versägt haben!
Colorado ist so hier so vielfältig wie das zu Hause in der Tüte und jede Strasse hier ist Traumstrasse - also Biker: Nix wie hin!
Ohne wirklich aus den Bergen raus zu sein und irgendwie aber doch, ging es nach Süden in die Hochebene New Mexicos - immer noch fast 2000m hoch!
In Santa Fe war der jährliche Indian Market - ein Riesenevent bei dem hunderte indianischer Künstler ihre Objekte präsentieren und verkaufen - schön touristisch, aber auch schön voll, bunt, lärmend und 1000 interessante Menschen - wie in Tijuana schon, ‘echtes’ Leben!
Danach bin ich wieder runter bis an die mexikanische Grenze - mittlerweile in Texas und ein bisschen entlang der Grenze nach Südosten.
Da sich ‘Dean’ ja nicht so richtig entscheiden konnte, ob er direkt nach Texas oder doch erst nach Mexiko ziehen wollte, bin ich wieder nach Norden gefahren - längs durch Texas bis nach Oklahoma!
Und da bin ich jetzt erst mal ein bisschen, bevor es dann auf die letzte Etappe nach Südosten, zurück nach Florida geht…
Something really great about this country - Americans are REAL sportsmen!
I thought that Baseball and Football are the most practised types of sport - but no - I was wrong - it’s hunting!
And Americans are soo serious and industrious with this!
They have so much less leisure time compared to us spoiled Europeans - but even so they don’t refuse to take their part and serve bravely!
Not everybody has a gun (something else I was wrong about) - but they use whatever they can get - and mostly they like to take their car for killing some superfluous animals!
And they are really doing great!
I think I’ve never seen a single mile of a highway where I didn’t find the sticky stinking rest of something formerly nice, cute or wild!
And as always in this well-organized country - there must be some special rules - which are hard to discover but with a closer look they are obvious!
For example:
With a real huge truck, you hunt for the big game - moose, bears, cows, horses, donkeys..
- ok - you also can kill some smaller animals - but they do not count for the ‘Championship of the Best Road Kill’ - they are just a mess - in any case..
So for big cars it’s the size that matters - as so often…
And so I take pride in presenting the annual winner for ‘Big Game Killing’:
“Cow and Boar”
Isn’t it great? How skilful it is to kill two animals in once?! That must have been a really good driver!
And look how nicely he decorated them - it’s really the old school of former renaissance artists - the pig and the cow in this special angle and the boar gives a last cute twinkle to his dying companion!
This is also the challenge for small-car-drivers:
because they can’ t get these big ones (even though some are trying and ruin their cars and lives - just to pay their contribution - God bless them!) there is this category - “Kill and Arrange”!
So it’s not only that you kill something cute - that would be too easy for a real sportsman - but it must contain a message!
For example look at this:
I mean - what’s that? It’s just a piece of hairy shit! You can’t see which animal it was - it also could be my grandmother’s wig! Anybody can kill like this!
Or this - ok nice kill - Mr. Rocky Racoon is not a slow one - but:
That’s too much - that’s kind of ridiculous - these spread arms - theatrical like a Mexican soap opera -ai-ai-ai-carramba.. - really…NO!
But fortunately there are better killers on the road!
And I’m proud to be able to present here the most famous ones:
In third place:
A wonderful little bunny!
Look how it is nicely opened with all its guts on the outside - but still in the shape of the formerly sweet bunny!
So simple - but so perfect!
In second place:
Often seen, but always great - The dead Bambi!
A really handsome kill with no big injuries - pros calls it ‘The Soft Kill’- very difficult with a fast car and nearly impossible with a pick-up!
Special points for the wide-open-Bambi-eyes!!
But now - in an up to now unparalleled quality - the first place and this years famous winner:
The cuddly squirrel!
That’s an awesome perfect kill!
To crush and crunch such a small cute animal to such a blood-mud but to keep it still recognisable - unbelievably amazing!
And look at this tiny little paw - undestroyed but lying there as waving in agony like to tribute its own death with a last high-five ..eh..three!
My greatest respect to this killer-driver - but of course also to all others who risk their lives by flying through the night, risking their license by speeding in a National Park and taking the tedious work of scratching stinky dead animal mess out of their tires and grills of their cars!
You all can be soo proud for doing this! It’s just - Great!
…and don’t forget - also in Europe there are some few animals left over!
So everywhere - have a nice kill ..eh ..ride!
Am I sorry for this text….?
No I’m not.
I’m sorry for all the killed victims by some fuckin’ irresponsible drivers!
I’m really pissed off by seeing so many killed animals on the roads.
It’s really no exaggeration - as I said - every damn mile you see a minimum of one dead animal.
When you deduct the miles I drove through cities (but even there you find dead dogs and cats!) and you calculate with the 27.000 + miles I rode - you know what numbers of dead wildlife I’m talking about.
Even in National Parks some jerks are driving like hell and when there is a sign for wildlife crossing - you can be sure to drive through a pool of blood after some miles..
Hopefully someone starts thinking, by seeing these close-ups…
I proudly announce the arrival of my godson Ryan,
born September 8th, weighing 8 lbs. & 4 oz. at 22 in.
Nach süßen Kinder- und schockierenden Kadaverbildern hier mal wieder die übl.. naja - ihr wisst ja mittlerweile, wie der Satz sonst immer weitergeht..
Da war ich also in Texas.
Texas … verlassene Geisterstädte durch die der Wind Kugeln aus Tumbleweed bläst, revolverheldengepflasterte, alte Friedhöfe mit makaberen Inschriften auf schiefen, verwitterten Holzkreuzen, Öltürme und -pumpen, Longhornrinder und ansonsten nur staubige Einöden durch die man tagelang auf schnurgeraden Strassen fährt.
..und wie fast immer - es war ganz anders:
..sanfte, hügelige Landschaften, grüne, weite Weiden, kurvige und abwechslungsreiche Strassen, saubere kleine Städtchen - und das alles bei traumhaftem Wetter (Hurricane Dean blieb dann doch in Mexico) - also einfach schön! (Wobei all die Klischees dann doch noch nach und nach mal auftauchten..)
Oklahoma war ziemlich ähnlich - wahrscheinlich, weil ich im Süden geblieben bin, recht nah an der texanischen Grenze und wie soll sich die Landschaft schon durch eine menschengezogene Linie auf einer Karte auch auf einmal ändern?
Und - schon wieder falsch!
Fährt man nach Louisiana ändert sich die Landschaft schlagartig - man ist auf einmal wieder richtig in den Südstaaten!
Das Klima wird schwül heiß, die Highways meiner Nebenstrecken werden zu Alleen unter alten, moosbehangenen Bäumen - und die Armut ist überall wieder deutlich sichtbar: geschlossene Geschäfte, verlassene Orte mit verwaisten Tankstellen, runtergekommene Häuser und Autowracks, die jedem Gesetz der Technik widersprechend immer noch auf der Strasse unterwegs sind und ihre 70-jährigen Fahrer mit gemütlichen 25 Meilen über die Highways schuckeln.
Aber trotz dieser Armut ist es wirklich schön (ich weiss - ignoranter Touristenzynismus!), friedlich und soooo great southern slooooooow… und so gondel ich langsam auf kleinen Strassen weiter nach Mississippi, überquere wieder ein- und zum letzten Mal den Ol’ Man River, trödel durch Alabama und bin irgendwann dann wieder in Florida.
Jetzt bin ich wieder in Palatka und versuche ein bisschen runterzukommen, aufzuräumen - mein Equipment und vor allem meinen Kopf.
All die Bilder, Impressionen, Geschichten, Menschen, Erzählungen, Erlebnisse…diese fünfeinhalb Monate dichtesten Erlebens und intensivsten Lebens…
…ich hoffe, dass diese Oase friedlicher Ruhe hier bei meiner Tante mich wieder ein wenig an “normaleren” Alltag gewöhnen wird…
Ich bin von der EGL-Frachthalle am New Yorker JFK bis zur Frachthalle am Flughafen von Orlando genau 44.114 km oder 27.411 Meilen gefahren.
Ich bin 179 Tage in Nordamerika gewesen, wovon ich an 89 Tagen meine Tour gefahren bin, an den anderen 90 Tagen habe ich relaxed, bin gewandert, geschwommen, gepaddelt, gejoggt, habe geangelt, gelesen… oder hab Tagesausflüge mit dem Motorrad gemacht.
Ich bin durch 34 der 50 Staaten der USA und durch 3 Provinzen Canadas gefahren.
Ich war am südlichsten Punkt der kontinentalen USA auf Key West, am nördlichsten, der über eine Strasse anfahrbar ist (Deadhorse) und am südwestlichsten, an der Grenze zu Mexiko in einem kleinen State Park.
Ich war am tiefsten Punkt der USA (-86 m im Death Valley) und am geographischen Mittelpunkt in der Nähe von Belle Fourche, SD und ich war im ältesten Diner Floridas (Eröffnung 1950).
.. so wie der Burger geschmeckt hat, den ich da gegessen habe, benutzen sie auch noch dasselbe Originalfett, was sie zur Eröffnung auf den Grill geschmissen haben..
Ich habe 2 hintere Bremsbeläge, ziemlich genau 2 Vorder- und 3 1/2 Hinterreifen, 2 Liter Öl und rund 2.364 Liter Sprit gebraucht, was ungefähr einen Durchschnittsverbrauch von 5,36 Liter pro 100 km macht.
Mir ist das Motorrad dreimal umgekippt - einmal bin ich auf Öl und einmal auf Eis ausgerutscht und einmal habe ich einfach gepennt. Alle dreimal war es im Stand und lediglich eine Handshild-Verbreiterung ist gebrochen, der Sturzbügel ist ein bisschen verkratzt und der rechte Koffer hat eine minimale Beule.
Ich habe 2 unwichtige Schrauben verloren (Windshild und Handprotektor) und zwei Glühbirnen sind durchgebrannt (Hauptscheinwerfer und Nebelzusatzscheinwerfer).
Trotz Schutzgitters hat mir ein Steinchen auf dem Weg zur Prudhoe Bay ein Loch in das Glas des Hauptscheinwerfers geschlagen - allerdings so winzig, dass der Scheinwerfer auch bei Regen immer noch funktioniert.
Das war’s dann auch schon an technischen Problemen!
An dieser Stelle mal ein großes Lob auf mein Motorrad – es ist schon ein unglaublich beruhigendes Gefühl, wenn man sich einfach darauf vollkommen verlassen kann, dass die Karre einen von überall wieder heile nach Hause bringt.
So Sachen wie über die Schotterstrecke nach Deadhorse mit nur einer Servicestation auf 800km zu fahren, bei über 50 Grad im Death Valley lustig über die Wellblechpiste des Devil’s Golfcourse zu heizen oder tagelang einsam über kleinste Waldwege in der Wildnis Idahoes zu zuckeln – all das ist nur möglich und kann man auch nur genießen, wenn die Technik einwandfrei funktioniert.
Wobei ‚Technik’ jetzt so ein trockenes Wort ist – natürlich ist es ‚nur’ ein Motorrad, aber bei so einer Tour entwickelt man schon ein anderes Verhältnis zu so einem eigentlich toten Gegenstand..
Ich hab ‚SIE’ jetzt nicht abends mit in mein Zelt genommen – aber so ein bisschen menschlicher wurde sie schon – wie ich schon in meinem ersten blog geschrieben habe –
Mein Moto - das allerbeste Motorrad der Welt!
21.September 2007
Ich bin wieder da.
Ich bin wieder in Deutschland.
Nach genau 180 Tagen landete mein Flugzeug in Düsseldorf und ich bin wieder in Deutschland.
Der Flug von Orlando war ok und mit einiger Mühe, viel Schweiß und Rennerei hab ich meinen Anschlussflug in London gerade noch bekommen.
Die letzten Tage in Orlando waren noch ziemlich turbulent – die Transportfirma, die mein Moto versenden soll, wusste nichts über diesen Transport, meine extra von New York nach Florida verschickte Transportpalette war auch nicht da und in der Abfertigung wollten sie die lustigsten Papiere von mir haben.
Also macht meine BMW noch ein bisschen ohne mich weiter und steht noch in Orlando – wie ich gehört habe, will sie sich noch mal Atlanta anschauen, aber ich hoffe, dass sie dann auch nach hause kommt…
Die letzten Wochen davor habe ich wie ja bereits geschrieben, bei meiner Tante verbracht und das hat mir wirklich gut getan. Ein bisschen runterkommen, die ganze Reise noch mal im Kopf durchleben, Bilder anschauen, Geschichten aufschreiben.
Ich habe soo unglaublich viel gesehen und erlebt, so viele Menschen kennen gelernt und Geschichten gehört – all DAS sich noch einmal zu vergegenwärtigen – und doch bleibt es in dieser Geballtheit unglaublich, dass ICH all das erlebt habe..
..und so habe ich auch jetzt Schwierigkeiten, wenn ich gefragt werde „..und, wie war’s?“ - ich hab keine Ahnung, was ich antworten soll..
Wie soll ich das in Worte fassen..
..und so nicke ich meist nur und muss ein bisschen Grinsen..
Es war so viel.
..traumhafte Schönheit unberührter Wildnis, albtraumhaft obszön vergewaltigte Natur, faszinierend abstoßender Reichtum und mitleidsvoll ekelerregende Armut, oberflächlichster “American Way Of Life”, unverdorbene Freundlichkeit mit echtem menschlichen Interesse, neue Freundschaften…
..es war heiß, kalt, voll, leer, nass und trocken, laut, leise, flach, bergig, tief und hoch, sonnig und neblig, verstaubt und verschneit..
Es war alles.
Es war sicherlich, das am meisten Beeindruckende, was ich in meinem Leben gemacht habe.
Es IST das mich am meisten Beeindruckende.
Denn es tut das noch immer.
Mich beeindrucken und mich verändern..
Ich hab mich geändert.
Ich weiß nicht, ob ich diese Veränderungen im „Hier & Jetzt“ konservieren kann, aber ich habe viel Neues an mir entdeckt und verloren geglaubte Dinge wieder gefunden.
Ich sehe einiges deutlicher, vieles neu und manches gar nicht mehr.
Menschen haben sich verändert.
Ich habe nicht nur tolle Erfahrungen mit fremden Menschen auf dieser Reise gemacht, sondern auch mit Menschen, die 10.000 km entfernt, hier in Europa waren.
Die meinen blog gelesen, meine Bilder angeschaut und mir die wundervollsten mails geschrieben haben.
Die sich Gedanken über all das mir Widerfahrene gemacht haben, die mit mir gereist sind und mich an ihren teilhabenden Gedanken Teil haben ließen.
Menschen, die – ich muss es gestehen – manchmal anscheinend gar nicht soo wichtig in meinem Leben waren, waren auf einmal wertvoll und wichtig – und es ist schön und macht Spaß, diese Menschen jetzt wieder und ganz neu zu sehen..
Werden hat sich verändert.
Nicht wirklich – es ist halt Werden..
..aber ich sehe neue Türschilder, neue Büsche, eine gestrichene Parkbank, ein neues Graffiti – ich sehe Veränderungen an Dingen, von denen ich nicht einmal wusste, dass es sie gibt..
..auch etwas spaßiges, seine Heimat neu zu entdecken..
Wobei ich mich seit einer Woche frage, was Heimat ist..
Ist meine Wohnung meine Heimat, weil ich seit 34 Jahren im selben Zimmer schlafe?
Ich habe unter dem Sternenhimmel Alaskas nicht schlechter geschlafen..
Ist Werden meine Heimat, weil ich weiß, wo welches Geschäft ist und wo im Supermarkt die Vollmilch steht?
Dritter Gang rechts, hinten links im Safeways in Fairbanks..
Ist Heimat da, wo die Familie ist?
Meine Mutter lebt in Freiburg, meine Tante in Florida und mein Cousin in Brasilien..
Ist Heimat da, wo sie meine Sprache sprechen?
Ich hab schon mit Zeichnungen im Sand mehr mit jemandem eine gemeinsame Sprache gesprochen, als mit manch anderem, der zufällig auch Deutsch sprach..
Ist Heimat da, wo man die Nationalhymne mitsingen kann?
Bye bye Sarah Conner..
Ist sie da, wo meine Freunde sind?
..und wenn die nach Zürich oder Berlin ziehen – verlier ich dann meine Heimat?
..wo ich bei Volksmusik mitsingen kann?
..ich kenn mehr Texte von Jonny Cash als von den Wildecker Herzbuben..
..wo ich wählen darf?
..und die Nichtwähler?
..wo mein Pass ausgestellt ist, mein Bankkonto ist, mein Auto angemeldet ist, mein Handy kein roaming braucht..???
Also was und wo ist meine Heimat?
Der Platz, an den mich mein Sicherheitsbedürfnis und die Furcht vor Unbekanntem fesselt?
An dem mir Bequemlichkeit und Faulheit ein gemütliches Leben erlauben?
Ein Platz, an dem ich keine Fragen stelle, weil ich von Routine eingelullt bin?
Keine Ahnung..
…im Moment befürchte ich, da wo das zuständige Finanzamt ist!
..ihr seht - ich bin wieder in Deutschland..
..aber ich glaube, ich bin noch lange nicht wieder zu hause..
„..und wie war’s jetzt?“
Wie schon damals im ersten blog zitiert:
…per aspera ad astra – it’ a rough way leading to the stars!
Vielleicht darf man das nicht so “deutsch-jammernd”, sondern muss es ein bisschen “amerikanisch-optimistischer” verstehen – es sind nicht die mühseliganstrengend, staubigsteinigen Strassen – sondern die uns einzigartig, geheimnisvoll befreienden, ein wenig gefährlichen und abenteuergepflasterten, unter strahlend blauem Himmel liegenden gravel-roads dieses Lebens, die uns zu den Sternen führen..
…mich haben sie auf dieser Reise dort hin gebracht..
..also wie es jetzt war?
…wie mein Wyoming-Cowboy Michael sagen würde:
…absofuckinloutely fuckin’ amazing!!!
THE END